Die letzte Wahrheit
Nach 150 Jahren: Mysterium entschlüsselt? Wie starb Märchenkönig Ludwig II. wirklich ?
Tatsächlich, vor gut 100 Jahren gab es noch vier Königreiche in Deutschland. Preussen, Bayern, Sachsen und Württemberg. Über die Abdankung des Württembergers weiß ich eigentlich nichts zu berichten. Ehrlich, es interessiert mich auch nicht besonders. Der Krieg war halt verloren, der König musste gehen.
Der letzte König von Sachsen verließ seinen Thron heiter-resigniert. Mit den Worten: "Nu, dann macht Euren Dregg alleene" verabschiedete er sich von seinen revolutionär gesonnenen Untertanen.
Der letzte Wittelsbacher, Ludwig III., ging in die Geschichtsbücher ein als "Millibauer", als Milch erzeugender Landwirt. Auf seinen Gütern in und um Leutstetten forschte er an Verbesserungen in Landbau, Viehzucht und Viehhaltung. So manche seiner Erkenntnisse sind noch heute nützlich und können durchaus als ökologisch wie tierschützerisch wertvoll betrachtet werden. Im November 1918 dann der politische Umbruch. Er machte gerade seinen Morgenspaziergang im Hofgarten der münchner Residenz, als aufgeregte Arbeiter mit den roten Armbinden der Revolutionäre um Kurt Eisner auf ihn zueilten: "Majestät, gengas hoam, sonst passiert Eahna no was ! Revolution hamma !" Soweit die 1000fach erzählte Anekdote vom Ende der bayerischen Monarchie. Wie jede gute Anekdote hat sie einen wahren Kern. Der tatsächliche Ablauf war wohl ein bißchen anders.
Wie auch immer: Der König reiste ab ins Exil. Aber nicht arg so weit weg von daheim, auf ein Schloss in Ungarn, wo er im Oktober 1921 verstarb.
Die Rolle des preußischen Königs verschwand hinter seiner anderen Funktion, der des deutschen Kaisers. Wilhelm II., letzter Regent aus dem Hause der Hohenzollern, war eine zwiespältige Figur. Oft großsprecherisch, arrogant, mit imperialem Anspruch. Aber mehr Großkotz als von wahrer Größe. Zugleich Komplex behaftet und selbstzweiflerisch. Am Ende seines Lebens, im niederländischen Exil auf Schloss Doorn, galt er als fast schranken- und kritikloser Bewunderer von Adolf Hitler. Und, vor allem, der militärischen Anfangserfolge des Naziregimes. Die schrecklichen Leiden der späteren Niederlage ersparte ihm sein Tod im Jahre 1941. Alles in Allem, der Abgang der regierenden Häuser war nicht sehr dramatisch oder ruhmvoll. Die ehemaligen Untertanen hatten wenig Grund, ihrer Fürsten wehmütig oder gar respektvoll zu gedenken.
Aber, es gibt eine Ausnahme. Ein König wie aus dem Bilderbuch. Er herrschte ohne militärische Siege. Er hatte meist gar keine Lust auf die langweiligen bis mühseligen Regierungsgeschäfte. Aber, er baute prunkvolle Schlösser, die heute noch eine Millionenschar von staunenden Besuchern anlocken. Und: er gründete eine technische Hochschule, die heute in Forschung und Lehre Weltruf hat. Die TU München. Er hatte das erste vollelektrifizierte Schloß, das trotzdem noch heute als Märchenschloß bestaunt wird. "Ein ewig Rätsel will ich bleiben, mir und anderen", so seine über den eigenen Tod hinaus gültige Lebensmaxime. Er förderte den Revolutionär und Komponisten Richard Wagner, ermöglichte ihm sein Lebenswerk. Er hatte Angst vorm Zahnarzt. Die Architektur und künstlerische Ausgestaltung von Neuschwanstein ist ein Gesamtkunstwerk, zu Stein gewordene große Oper.
Dieser Herrscher starb schon ein halbes Jahrhundert vor dem politischen Ende der regierenden Häuser auf deutschem Boden. Er ragt hervor aus dem relativen Mittelmaß aller Dynastien vor deren Untergang.
Ludwig II. genießt posthum noch immer, zumindest in Bayern, Sympathie, Verehrung, sogar die anbetende Liebe weiter Kreise. Ludwig II., Märchchenkönig, fast schon Sagengestalt. Erbauer der Schlösser Linderhof, Herrenchiemsee und Neuschwanstein. Er starb kurz nach der Gründung des Kaiserreichs. Um seinen Tod im Starnberger See ranken sich Legenden, Mythen, Verschwörungstheorien sonder Zahl.
Sein Herz ruht im altbayerischen Wallfahrtsort Altötting, in der dortigen Gnadenkapelle. Eine schwarze Madonna aus Lindenholz wacht nicht nur über das Herz von Ludwig, sondern auch über die am gleichen Ort bestatteten Herzen eines Kaisers, von 6 Königen, 3 Kurfürsten, 11 fürstlichen Frauen und von 5 Bischöfen.
Seine sonstigen sterblichen Überreste sind in seiner ehemaligen Haupt- und Residenzstadt beigesetzt. In der Jesuitenkirche St. Michael, Neuhauser Str. 6, 80333 München, mitten in der Fußgängerzone. Kids, die dort zum Shoppen gehen, auf Schnäppchensuche bei Footlocker, Zara oder H&M, kommen beim "Kini" eigentlich fast immer vorbei. Meist, ohne es zu ahnen.
Ludwig ist und bleibt ein früher König der Herzen. Obwohl, seine Performance als Landesherr war eher suboptimal, wie man in zeitgenössischem Deutsch sagen müsste. Gegen seinen Willen förderte er genau mit diesem Verhalten den endgültigen Übergang vom Feudalismus zur parlamentarischen Regierungsform. Ich bin heute noch dankbar, daß ich den bis dato 999 Enthüllungen über die wahren Umstände von Ludwigs Tod die 1000ste hinzufügen durfte. Der Filmbericht dazu trägt den Titel: "Die letzte Wahrheit".
-btk-
Filmlänge: 7:37
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Reinkarnation
Der Autor und Regisseur als Reinkarnation von Ludwig II.
Wie funktioniert sowas im Fernsehalltag? Die königliche Uniform und der Hermelin stammen aus dem Fundus der Theaterkunst GmbH. Soviel ich weiß, werden sie dort noch heute verwahrt, sorgsam gepflegt und vor Motten geschützt. Dieses Kostüm wurde angefertigt für den heute ziemlich vergessenen Schauspieler O.W. Fischer. Er verkörperte 1955 im Historienfilm "König Ludwig II. - Glanz und Ende eines Königs" den tragischen Märchenkönig. 4o Jahre nach Ende der Dreharbeiten passte mir sein damaliges Kostüm wie angegossen. Keine flüchtigen Abnäher, geöffnete Nähte, Sicherheitsnadeln oder Ähnliches waren erforderlich.
Die Maske besorgte Herr Weber. "Sie dürfen Herr Weber zu mir sagen." Sein Standardsatz. Mehr wollte er nicht preisgeben. Fast der einzige vollständige Satz, den ich je von ihm hörte. Er war ein Großmeister seines Fachs. Ein begnadeter Maskenbildner. Sieht man ja am Reinkarnations-Ludwig. Ich glaube, er war in mich verliebt. Oder er hasste mich aus unbekanntem Grund. Die königliche Perücke stammte ebenfalls aus dem Fundus von Herrn Weber und den spärlichen Resten meines Eigenhaars. Den Bart, etwas getrimmt und gefärbt, habe ich selbst mit eingebracht. Ebenso den leicht irren Blick aus meinen königsblauen Augen. Herr Weber meinte: "Chiemseeblau. Hochsommer, kurz vor der Sturmwarnung." Nur Stichworte, keine Verben.
Die Rolle des Mörders spielte Gianni Tolksdorf. Mein Sohn. Seine Gage lag deutlich unter den Kosten für Maske und Garderobe.
POSTSCRIPTUM. Wikipedia hat Biographie und Filmographie von O.W- Fischer sehr informativ und einfühlsam bearbeitet, auch zeitgeschichtlich gut eingeordnet. Ich habe denen spontan 20 € gespendet, obwohl ich wieder mal ziemlich knapp bei Kasse bin.
-btk-