Heimliche Hauptstadt


München halt. Was sonst...

O`zapft is - trotz Corona

Ein lokaler TV-Sender lässt ein Trachtenpärchen in Landhausmode das Oktoberfest 2020 moderieren. Nur - es findet heuer garnicht statt. Den Phantomschmerz wegen der Absage bekämpfen die beiden mit einer Phantom-Moderation.
Ein Getränkemarkt verkauft Wiesn-Feeling zu Wiesn-Preisen. Im Klartext: Das Tragl Bier mit 20 Flaschen kostet statt der üblichen € 15,60 stolze 114,- € - das hätten 10 Maß auf dem Oktoberfest auch gekostet. Tröstlich dabei: mit der Wiesn ist heuer auch die alljährliche Bierpreiserhöhung ausgefallen. Corona sei Dank !
Auf der Theresienwiese herrscht striktes Alkoholverbot. Ausser, irgendein Gericht hebt diese städtische Anordnung wieder auf. Statt Einzug der Wiesnwirte mit prächtig geschmückten Gespannen: Eine kleine Demo von Tier- und Klimaschützern. Mit Nasen-Mund-Maske und Mindestabstand. Da paßt die Polizei jetzt schon auf. 
Am weltweit bekannten Kotz- und Betatschhügel unter der Bavaria picknict eine Gruppe von arbeitslosen Festzelt-Bedienungen. Dazu gibt`s Spezi und stilles Mineralwasser.
Dagegen ist in der Stadt selber direkt was los. Über 50 Gastronomen bieten, jeder für sich, die Lego-Version des völkerverbindenden Bierfestivals an. Oft mit Blasmusik. Und Anzapfen. Auch Alt-Oberbürgermeister Christian Ude zapft wieder an. Er war ja in seiner Amtszeit dafür berühmt, daß er einen Hirschen, ein 100-Liter-Faß, mit nur 2 Schlägen betriebsbereit machen konnte. Aber heuer, nach 7 Jahren als Politrentner, überreichte er die erste Maß nicht dem Ministerpräsidenten. Nach einer ziemlich großen Zahl an Schlägen war eine nicht ganz so große Menge an Massen in der Bierpfütze gelandet, in der er nach dem Anzapfen waten mußte. Genauere Angaben gibt`s nicht, sie wissen schon, Datenschutz und so...

Als Bayer kann man die Ersatz-Wiesn eigentlich nur in stiller Resignation kommentieren: Da ist Hopfen und Malz verloren...  

Besuch im Neuen Rathaus

 Eine Liebeserklärung von Micky Rittner in Wort und Bild



Schön und stolz steht es dort am Marienplatz, im Herzen der Stadt. Egal, zu welcher Tageszeit, es geht immer, je nach Licht, ein besonderer Zauber von ihm aus. Und in der Nacht wirkt es beinahe schon mystisch!

Jeder hetzt im Alltag vorbei an diesem neugotischen Gebäude, ohne es wirklich wahrzunehmen. Es steht da ja schon immer. Schon immer? Nein, machen wir uns doch bewusst, daß dieses Rathaus gerade mal vor rund 110 Jahren fertig wurde ! Weil das Alte Rathaus zu klein geworden ist und die Stadt sprunghaft anwuchs, beschloss der Magistrat eine Ausschreibung zum Bau eines neuen Rathauses. Den Zuschlag bekam der erst 25jährige Grazer Georg Hauberrisser. Im Juni 1867 begann der Bau. Als dieser fertig war, stellte man fest: schon wieder zu klein! Also "anstückeln". Und Hauberrisser entwarf ALLES!!! Egal, ob es das Mobiliar war, die Beleuchtung oder die Buntglasfenster. Und  jedes noch so kleine Detail der Fassade. So wurde 1908 und drei Bauabschnitte später das Neue Rathaus fertig. Und da steht es heute genau wie damals!

Die zeitgenössischen Münchner machten sich lustig über diesen Bau ! Sie sagten, München wird für alle Zeit das abgeschmackteste Rathaus der Welt besitzen. Hauberrisser selbst wurde gar als "Gothik-Giggerl" beschimpft! Oh, wie sie sich getäuscht haben ! Und auch die Tatsache, daß dieses Rathaus im 2. Weltkrieg "nur" beschädigt, nicht völlig zerstört wurde, macht es zu einem besonderen Gebäude. Ich werde nicht müde, die Fassade zu bestaunen.  In den Innenhof zu gehen und nach oben zu sehen. Jedesmal entdecke ich was Neues ! Eben dieses  Nach-oben-sehen lässt mich immer wieder neue Dinge entdecken, die von den meisten Besuchern in der Hektik unserer Zeit übersehen werden. So throhnt ganz oben auf der Rathausspitze, in 85 Metern Höhe, das Wahrzeichen unserer Stadt. Unser Münchner Kindl!  1 Meter 65 groß, steht es seit dem 4. Dezember 1905 auf dem Rathausturm. Entworfen von dem Bildhauer Anton Schmid. Der ließ seinen Sohn  Ludwig Schmid-Wildy, den später sehr beliebten Volksschauspieler, Modell stehen. 

Überhaupt das Münchner Kindl ! Im gesamten Rathaus taucht es unzählige Male auf. An Wänden, Decken, Türstöcken, in den Buntglasfenstern. Oder der Lindwurm an der  Südwestecke. Der Sage nach war es dieses Eck, aus dem ein Lindwurm aus der Erde kroch und die Pest über München brachte. Unser Rathaus bietet so viel mehr als das Glockenspiel, das die ganze Welt kennt. Apropos Glockenspiel: Wer von den Münchnern weiß denn schon, daß täglich Abends um 21 Uhr das Münchner Kindl zu den Klängen des Wiegenlieds von Johannes Brahms zu Bett gebracht wird?

Wer von den Münchnern macht sich schon die Mühe, sein Rathaus mal von innen anzusehen? Glaubt mir, die wenigsten! Jeder chinesische Tourist weiß mehr! Ich bin nun schon dreimal die Rathaustour mitgelaufen. (Zu buchen im Infoladen in den Rathausarkaden) Und immer erfahre ich was Neues. So, wie zum Beispiel die Geschichte der Prinzregent Luitpold Treppe, die so heißt, weil sich der Prinzregent auf dieser Treppe das Bein brach. Schuld daran war  die etwas funzelig flackernde Gasbeleuchtung. Schnell wurde danach auf elektrisches Licht umgestellt. Und wenn man den kleinen Sitzungssaal betritt, der noch originalgetreu so aussieht, wie der Magistrat ihn sich damals gewünscht hat, dann spürt man den Atem der Geschichte.

Zum Bestaunen ist auch das Gemälde "Monachia" im großen  Sitzungssaal: 15 Meter 30  mal  4 Meter 60  groß! Darauf zu sehen sind 128 Persönlichkeiten der Münchner Stadtgeschichte. Die damals herrschenden Wittelsbacher haben sich sehr geärgert, da sie für den Maler Carl Theodor von Piloty nur eine nur eine Randerscheinung in diesem Gemälde sind. Das Bild wurde am 21. Juli 1879 aufgestellt und kostete 50.000 Gulden.

Oder das Gefühl, auf dem Rathausbalkon zu stehen! Bitte, es ist NICHT der FC Bayern Balkon, das hört der Münchner gar ned gern! Wenn Du dort auf dem Balkon stehst, ist rechts von Dir der  König Ludwig II., links von Dir ist der Prinzregent auf seinem Pferd, vor Dir, fast auf Augenhöhe, ist die Mariensäule. Du schaust auf den Marienplatz, bewunderst Dein Altes Rathaus, und bist stoiz, ein Münchner zu sein !

Das Alte Rathaus ist von der Bausubstanz her eigentlich jünger als das Neue. Original gebaut 1310, bis 1874 erweitert, saniert, oft umgebaut. Es wurde am 25. April 1944 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und erst 1953 bis 1958 wieder aufgebaut. Somit ist das Alte Rathaus im heutigen Zustand jünger, aber eigentlich ist das "Dipferlscheißerei". Das Alte Rathaus wird immer das "Alte" bleiben, und das "Neue" das Neue.

Mit dem Aufzug geht es dann auf den Turm, und von dort ist der Blick atemberaubend!

Die Weite der Stadt, die Frauentürme ganz nah, der Alte Peter fast zum Greifen nah. Nicht nur bei Föhn siehst Du die Berge.  Und die Bavaria, die Allianz Arena und den Monopteros !

Und zur Adventszeit, wenn es früh dunkel wird, siehst Du die Lichter der ganzen Stadt, der Christkindlmarkt funkelt zu Dir herauf. Es ist still und kalt, und Du spürst...Do bin i dahoam...

Andreas Babor informiert


E-Sport


FC Bayern & 1860 spielen mit


E-Sport ist rasend schnell zum Milliardengeschäft geworden. E-Sport: das sind Wettkämpfe mit Computerspielen. Viele werden weltweit ausgetragen.

Kennen Sie die neuen Spieler des FC Bayern München ? Alejandro Alguacil Segura, Miguel Mestre Oltra und Jose´ Sanchez Guillen? Trotz großem Fußballsachverstand haben Sie von diesen Spielern noch nie gehört? Dann kennen Sie vermutlich auch nicht den aktuellen Fußball-Weltmeister "MoAuba".


Keine Sorge. Ihr Fußballsachverstand ist  nicht gefährdet. Alejandro, Miguel und Jose sind Spieler der neuen E-Sport Abteilung des FC Bayern  in der KONAMI eFootball.Pro League. So  heißt das internationale Ligaformat des Spiels PES 2020, in dem ausschließlich eSport-Teams von realen Profi-Fußballclubs gegeneinander antreten. Neben dem FC Bayern erweitern Teams  des FC Barcelona, von Manchester United, FC Arsenal, Juventus Turin, Celtic Glasgow, AS Monaco, FC Schalke 04, FC Nantes und Boavista FC das renommierte Teilnehmerfeld. Mohammed "MoAuba" Harkous hat als erster Deutscher beim FIFA eWorld Cup in London, der Weltmeisterschaft im Computerspiel FIFA Soccer, den Weltmeister-Titel gewonnen. Der 22jährige Nationalspieler von Werder Bremen setzte sich im konsolenübergreifenden Finale, das auf Xbox und PlayStation4 gespielt wurde, in der Fußball-Simulation FIFA 19 gegen den Titelverteidiger Mosaad "Msdossary" Aldossary aus Saudi-Arabien mit 3:2 (1:1/2:1) durch. Mit dem Sieg sicherte sich Harkous ein Preisgeld von 250.000 US-Dollar (rund 225.000 €).


Computerspiele wie Dota 2, League of Legends, Counter-Strike, Overwatch oder die Fußballgames Fifa und PES werden längst nicht mehr nur im heimischen Wohnzimmer gezockt, sondern in Stadien und Arenen auf der ganzen Welt. Auf der ESL One kämpfen vom 10. bis 12. Juli 2020 die weltbesten Teams in der Lanxess-Arena um die Krone in der Disziplin "Counter-Strike: Global Offensive". Insgesamt 16 Teams aus aller Welt zocken um ein Preisgeld von einer Million US-Dollar. Und Millionen Fans verfolgen das Spektakel online. Wie bei einem großen Sport-Event kommentieren Moderatoren jede Begegnung live und teilweise mit dramatischen Ausrufen zu jedem Abschuß im Spiel. Der Sieger, der im Finale gekürt wird, hat neben dem Preisgeld außerdem die Chance auf eine weitere Million Euro. Denn im Rahmen des "Intel Grand Slams" erhält der Gewinner von vier der  zehn großen Counter Strike Turniere den großen Teampreis. Ein bißchen ist es wie beim "echten" Sport: zwei Teams, bestehend zumeist aus 6 Spielern, treten gegeneinander  an. Massenhaft Zuschauer, Preisgelder in Millionenhöhe. Der Coach steht nicht an der Seitenlinie, sondern wird per Livestream zugeschaltet. Und die Spieler stehen nicht auf dem Feld, sondern sitzen vor dem Bildschirm.

Was  für die Einen bloßes Computer-Gedaddel ist, ist für die  Anderen eine Sportart: professionell betriebenes Gaming hat in den vergangenen Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. Mittlerweile gibt hauptberufliche Spieler und Coaches, die bei Turnieren in verschiedenen Spielen gegeneinander antreten. Und weil E-Sport auch bei Sponsoren immer beliebter wird, spielen sie dabei um Millionensummen. Allein bei Events mit dem Klassiker Fortnite wurden im Jahr 2018 100 Millionen Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet. Die in Deutschland gegründete Computerspiel-Liga ESL ist einer der größten Veranstalter weltweit  von Games-Turnieren. Auch Spielehersteller wie Blizzard oder Valve laden zu internationalen Meisterschaften. 

Selbst die Politik hat die neue "Sportart für sich entdeckt. Im Abschnitt "Besseres Leben durch Fortschritt" im Koalitionsvertrag der Berliner Groko steht, als Regierung wolle man "die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft anerkennen" und "E-Sport künftig vollständig als eigene  Sportart" aufwerten. Die CSU in München fordert nun die Finals der "League-of-Legends-Weltmeisterschaft" nach München zu holen. Eine solche Veranstaltung vermag tatsächlich Hallen und Stadien genauso zu füllen wie die Konzerte internationaler Rockstars. Tatsächlich hat das Strategie- und Actionspiel "League of Legends" (LoL) eine riesige Fangemeinde. Laut dem Entwicklerstudio  Riot Games hat LoL die meisten aktiven Spieler. Es heißt, täglich sollen weltweit mehr als acht Millionen Menschen vor ihrem PC sitzen und zocken. Der TSV 1860 München unterhält sogar ein LoL-Profi-Team, das jedoch bislang  nicht in der obersten europäischen  Liga mitmischt.

Aber was hat E-Sport eigentlich mit Sport zu tun? Die Meinungen gehen weit auseinander.  Der Deutsche Olympische Sportbund, kurz DOSB, legt fest, was als Sport zählt und was nicht. Der DOSB klammert sich an drei Hauptkriterien, die eine Sportart erfüllen muß - und  E-Sport erfüllt nach Ansicht des Verbandes keine davon.

Argument 1:  Sport ist Sport, wenn man sich bewegt

Ein vom DOSB aufgegebenes  Rechtsgutachten kommt zu dem Ergebnis: E-Sport ist kein Sport. Der Begriff "Sport" sei "durch die langjährige Rechtssprechung im traditionellen Sinne der Anforderungen an die Körperlichkeit konkretisiert."  Heißt es in dem Dokument. Jegliches Spiel an der Konsole falle nicht unter diesen und sei "kein  Sport im Sinne des geltenden Rechts". Nach den Richtlinien des DOSB fehlt dem E-Sport eine "eigene,  Sportart bestimmende motorische  Aktivität". Man muß sich halt bewegen. Ein Argument, das nur schwer nachzuvollziehen ist. Denken wir nur mal an Schach.  Dieses Brettspiel ist vom DSOB als Sport anerkannt. Da kommt auch kein Athlet ins Schwitzen. Wogegen ein Spieler bei Starcraft 2 zum Beispiel bis zu 300 Anschläge pro Minute auf der Tastatur hat. Dazu die mentale Anstrengung. 

Argument 2: Kein Sport ohne Verein

Besonders ein Argument scheint die Anerkennung von E-Sport zu erschweren. E-Sport hat keine Vereinsstruktur. Um als Sport anerkannt zu werden, sind in Deutschland Vereine mit insgesamt mindestens 10.000 Mitgliedern notwendig. Aber ganz ehrlich: braucht es die überhaupt? Schließlich geht es doch um E-Sport. Einen Sport, der vor allem Online ausgeübt wird. E-Sport könnte theoretisch die erste grenzenlose Sportart der Welt sein. Könnte ganz ohne Vereinsmeierei funktionieren. Ganz ohne Sportfunktionäre. Wohnort, Alter, Geschlecht, Behinderung - das alles spielt im E-Sport keine Rolle.  Eine halbseitig gelähmte Teenagerin aus Wanne-Eickel kann sich mit dem afro-amerikanischen Rentner aus New York messen - solange der Skill stimmt. Diese Utopie steht im Widerspruch zu den verkrusteten Regeln und Vorstellungen des Olympischen Sportbunds. Dessen Funktionäre übrigens ziemlich üppig honoriert werden. Abgesehen davon bilden sich immer mehr E-Sport Clubs. Zunehmend alle großen bekannten Fußballvereine haben eine E-Sport-Abteilung gegründet oder beabsichtigen dies, so, wie der FC Bayern und der TSV 1860.

Argument 3: Sport muß ethisch wertvoll sein

Das letzte Argument des DOSB gegen E-Sport scheint halbwegs einleuchtend. Sport muß ethische Werte einhalten. Dazu zählen Fair Play, Chancengleichheit, Unverletzlichkeit der Person und so weiter. Gerade bei den sogenannten "Ballerspielen", bei denen es um Abschüsse und Überleben geht, scheint die Haltung des DOSB gerechtfertigt. Allerdings dürfte dann in der Konseqenz auch Kampfsport, insbesondere das Ultimate Fighting, nicht als Sport anerkannt werden.  Und beim Boxen gäbe es zumindesten Diskussionsbedarf.  Das Asiatische Olympische Komitee hat E-Sport mittlerweile  ins Programm für die Asienspiele aufgenommen. 2022 wird es auf dem virtuellen Spielfeld erstmals um olympisches Gold gehen.

Eines kann man dem E-Sport nicht absprechen: er hat seine Fans und seine Faszination. Und die Fangemeinde wird täglich rasant größer. Vielleicht verfolgen auch Sie anstelle einer langweiligen Sportveranstaltung wie der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in der Hitze Dohas künftig lieber die Weltmeisterschaft der "League of Legends"

Andreas Babor

Andreas Babor wurde am 15. März 2020 in den Münchner Stadtrat gewählt! Herzlichen Glückwunsch !

HAMLET AM HERD


Vor 40 Jahren erhielt Eckart Witzigmann als erster Koch in München (und damit in ganz Deutschland) von den Gastro-Kritiker-Päpsten des Guide Michelin ***( Drei Sterne !!! ) Das war der endgültige Durchbruch für sein Gourmet-Lokal Aubergine in dem ich ihn damals besuchen durfte.





-btk-
Filmlänge: 7:48

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Brennpunkt

Bericht folgt

Mehr Gerechtigkeit

Hans-Jochen Vogel...


                    ...und sein Hilfeschrei als Buch!


Fastenzeit


Fastenzeit.  Hierzulande gibt es zahlreiche altehrwürdige Traditionen. Mit dem Aschermittwoch beginnt traditionell die Fastenzeit. In ihr verschmelzen zwei historische Phänomene:  Katholische Volksfrömmigkeit und barocke Lebenslust. Der Volksfrömmigkeit geschuldet ist das Fasten im eigentlichen Sinn, etwa der Verzicht auf Fleisch für mehrere Wochen. Selbstkasteiung.  Oder modern gesprochen: Konsumverzicht, strenge Diät. Anstelle religiöser Begründungen sind heute eher Erlösungsphantasien aus dem grün-hippen Spektrum motivierend. Konsumverzicht zur Rettung vor der Klimakatastrophe oder Kampf gegen Artensterben. So mutiert z.B. der dauerhafte  Verzicht auf Rahmgulasch flugs zur moralischen Grundsatzentscheidung. Es wissen ja mittlerweile schon schwedische oder deutsche Schulkinder Bescheid. Kühe verbrauchen sehr viel Wasser und Futter. Beides schadet dem Klima, der Umwelt und den Menschen der Dritten Welt. Und wenn sie, die Kühe,  nicht die Kinder, pupsen, entweichen klimaschädliche Gase wie Methan. Vegetarier oder Veganer dagegen predigen ethisch einwandfreie Speisevorschriften. Sie imitieren,  wohl unbewusst, große Weltreligionen, die den Zugang ins Paradies auch von Nahrungsmitteln abhängig machen, halal oder koscher sind. Nicht nur in der Fastenzeit, sondern ganzjährig.
Aber wenden wir uns nach diesem fragwürdigen, weitschweifigen  Exkurs lieber den barocken Elementen der Fastenzeit zu. Fastenzeit ist Starkbierzeit. Und die Zeit von mehr oder weniger derben Späßen, gerichtet gegen die Obrigkeit. Auf dem münchner Nockherberg heißen solche antiautoritären Trippelschrittchen Salvatoranstich oder Politikerderblecken. Und bei Tisch gibt es dazu Fisch. Eigens von frommen  Mönchen gezüchtet wurde der früher  mehr längliche als ovale Spiegelkarpfen- Er füllt runde Teller maximal und damit auch die Mägen der fastenden Gemeinde. Durfte doch, um den Anschein von Völlerei zu vermeiden, in vergangenen Jahrhunderten keine Schwanzflosse über den Tellerrand hängen.Das war, sagen manche Historiker, eine Anweisung von ganz oben, vom römischen Papst persönlich.

Mein persönlicher Auftakt zur Fastenzeit 2019 fand im kleinen Kreis statt. Wir saßen zu Sechst um den Tisch, an dem ich eben diese Zeilen schreibe. Das Fastenmahl war global, wahrscheinlich halal und sehr wohlschmeckend. Global der Zutaten halber, die meinen Recherchen nach aus mindestens 21 Ländern Europas,  Amerikas, Afrikas und Asiens stammten. Es wurde Kaffe und Espresso gereicht, die Rohstoffe waren Fair trade, aber aus zwei verschiedenen Kontinenten geliefert. Der Prosecco für die Damen kam aus einem anderen Land als die Drinks für die Kinder. Die flüssige Butter aus Irland, Mandeln mit Kakaoüberzug aus zwei Kontinenten oder drei Ländern. Zur Herstellung drei verschiedener Cocktailsaucen lieferten mindestens 5 Ländern die Rohstoffe. Ähnlich verhält es sich mit dem Korb Walnussciabatta und dem großen bunten Salat, der zur fastengerechten Hauptspeise gereicht wurde. Es war zwar nicht direkt Fisch, aber immerhin Meeresgetier. Die Kinder, die natürlich längst junge Erwachsene sind, bereiteten je ein Tier selbstständig zu, dem Beispiel des ältesten Famlienmitglieds am Tisch folgend, der bei Tötung und Vorbereitung  praktische wie theoretische Hinweise gab.
Es  waren drei prächtige Hummer aus dem Atlantik  vor Neufundland, je 750 bis 800 Gramm Lebendgewicht.
München, man gönnt sich ja sonst nichts.
-btk-


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Lobster -Das ultimative Rezept

In zahllosen Rezeptbüchern und im Internet gibt es ebenso zahllose Rezepte zur Hummer-Zubereitung. Egal, welchen Vorschlägen man folgt, das Wichtigste ist immer die Frische des Tieres. Das folgende Rezept habe ich erstmals in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts erprobt. Es ist mir unvergeßlich geblieben. Es ist so einfach, daß man es schon wieder als genial bezeichnen muß. Und an Frische unübertroffen. Also, man braucht ein halbwegs seetüchtiges Boot mit einer halbwegs vertrauenswürdigen Mannschaft. Boot und Steuermann sehen Sie auf dem Foto weiter unten. In meinem Falle war es eine Dhau, das ist ein uralter Bootstyp mit Lateinersegel, der am Indischen Ozean zwischen der ostafrikanischen Küste und der arabischen Halbinsel noch heute verbreitet ist.

Mit einer solchen Dhau war ich unterwegs im Lamu-Archipel, einer Inselgruppe im Nordosten Kenyas. Von der Insel Manda, wo ich vortags mit einer einmotorigen Maschine am holperigen Airstrip gelandet war, nach Pathe-Island. Dort gibt es die Ruinen einer mittelalterlichen Stadt der Swahili-Kultur, dort wollte ich hin. Am frühen Abend des dritten Tages  hatten wir einen einsamen Strand von Pathe erreicht. Wasser in Flaschen und Kanistern war genug an Bord, auch Whisky zum Zähneputzen und Desinfizieren kleinerer Wunden. Ebenso Flaschenbier, sicher 40 Grad warm, wie die Luft untertags auch. Jetzt galt unser Bemühen einem Nachtmahl, dessen Zutaten erst beschafft werden mußten. Ein Mannschaftsmitglied begann, Treibholz zu sammeln und trockene Äste von Uferbäumen zu brechen. Er sollte vor einer verlassenen Hütte, gedeckt mit geflochtenen Palmwedeln und ausgestattet mit einigen Plastikmöbeln, eine Feuer- und Kochstelle vorbereiten. Der Besitzer der Hütte war per Boot in Geschäften unterwegs. Ein Verwandter meines Steuermanns. Die zwei anderen Crewmitglieder und ich stachen nochmals in See. Nicht allzuweit vom Ufer entfernt konnte man ein Riff ausmachen, leicht zu lokalisieren wegen der Vögelschwärme, die dort kreisten oder auf kleinen Erhöhungen herum hockten. Hauptsächlich Möven auf Nahrungssuche. Der Captain persönlich machte den ersten Tauchgang. Seine Ausrüstung: ein leerer, großer Senfeimer mit Drahthenkel zum Tragen. 

Nach weniger als einer Stunde und einem Positionswechsel mit erneutem Ankerwerfen hatten wir drei ausgewachsene Lobster und zwei fast ebenso große Langusten an Bord.

Zurück am Liegeplatz brannte schon das Feuer. Auf der Glut lagen Maiskolben über einem rostigen Drahtgitter aus Bordbeständen. Ein Kessel, der ebenso zur Bordausrüstung gehörte, wurde über einigen großen Steinen aufgestellt und mit Wasser gefüllt. Nicht mit irgendeinem Wasser. Nachdem Lobster und Langusten schon sicher unten im Stauraum am Bug unserer Dhau in einer Brackwasserlache lagen, mußte der Steuermann nochmals tauchen. Ein Kübel Meerwasser, aus der Tiefe des Ozeans, dort, wo die Hummer ihr bisheriges Leben verbracht hatten, war seine Ausbeute. Wasser, in dem  sie so prächtig gediehen und herangewachsen waren. Geröstete Maiskolben, einige sehr dünne Chapatis Fladen nur aus Mehl und Wasser, Pfeffer,  wenige Tropfen Öl, Papaya, die gleichfalls in Strandnähe wuchsen. Das war`s.

Das ultimative Rezept. Nicht zu schlagen, von keiner noch so raffinierten Sterneküche der Welt. Mittlerweile war die Sonne im Ozean versunken. Das Bier war nicht mehr ganz so warm. Alle kauten zum Nachtisch einige Stengel Marungi. Die Dhau war auf den Strand gezogen. Die Nacht konnte beginnen.

-btk-



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Talk bei Ali



Barer Straße 69, München. Das Lokal heißt "Kostbar". Ali ist der Wirt. Als Ü-30-Single würde man hierher gerne und, was Ambiente und Atmosphäre angeht, wahrscheinlich erfolgreich,  zum Date bitten. Snacks, auch richtiges Essen, zwischen regional, asiatisch und mediterran. Coole Drinks oder schlicht Bier, Kaffee, Wasser: für Schwabing sind die Preise eher moderat. Beim ersten Besuch in der "Kostbar" denke ich nach kurzer Zeit schon, da komm ich öfter her! Der Gedanke an die CSU drängt sich eher nicht auf, wenn man mit netten, interessanten und interessierten Menschen hier einen Abend verbringt.
Und doch ist es so, daß der CSU-Ortsverband Josephsplatz regelmäßig in die "Kostbar" einlädt, zum "Talk bei Ali". Kürzlich in 9. Folge. Diskutiert wurde das "Weißbuch zur Zukunft Europas". Michael Laub, der CSU-Ortsvorsitzende Maxvorstadt-Josephsplatz, begrüßte nicht nur Parteifreunde, sondern vor allem auch interessierte Leute aus der Nachbarschaft und den Referenten, Joachim E. Menze. Der leitet die Vertretung der Europäischen Union in München. Das war mein erstes Aha-Erlebnis an diesem Abend. Ich wußte bislang nicht, daß Brüssel einen offiziellen Stützpunkt in Bayern hat. Nähere Infos kann sich jedermann verschaffen: http://ec.europa.eu/deutschland heißt die entsprechende Website. Anschreiben geht auch: joachim.menze@ec.europa.eu ist quasi Europas persönliche email-Adresse in München. Acht Leute unterstützen Menze hier bei seiner Beratungs- und Informationsarbeit. Brüssel ist offenbar nicht so abgehoben fern, wie manche sagen, sondern kann bei Bedarf ziemlich bürgernah sein. Wenn man`s weiß...
Referat und Diskussion waren fakten- und lehrreich, stimmten eher nachdenklich. Für die Zukunft Europas, über die wir alle am 26. Mai 2019 abstimmen können, gibt es nicht allzu viele Alternativen. Europa könnte Standards setzen, weltweit. Bei Wirtschafts- und Sozialpolitik, Menschenrechten, Arbeitsmarkt, Umweltschutz, Verteidigung. Das geht ohne einen gewissen Zentralismus wohl nicht. Schließt aber Subsidiarität, eine Stärkung der Staaten oder Regionen, nicht aus. Ein früherer französischer Staatspräsident, General Charles de Gaulle, sprach vom Europa der Vaterländer.
Oder wir lassen es einfach sein und wurschteln weiter wie so oft. Die globalen Standards werden dann andere  setzen, China, Rußland, die USA. Und wir das gezwungenermaßen hinnehmen...
Rechte Gruppen, die gegen Europa kämpfen, werden jubeln. Helfen können sie den Völkern dieses Kontinents mit ihren Rezepturen aus unseliger Vergangenheit nicht...

-btk-




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Neulich im Supermarkt

Epischer Text folgt :)

Schleißheimer Straße 280 b




Felix: "Gehst mit? Der Django spielt heut." - Ich:  "Ja wo?" - "Brunnergarten." - "Viel zukalt am Abend." - "Is wahrscheinlich drin." - "Wann?" - "Achte..." - "Dann müss ma aber los!" - "Ach Schmarrn, bis die aufbaut ham..."

Ein Samstag Abend im März. Der Tag war für die Jahreszeit sehr warm. Die Parks voll. Jetzt ist es schon dunkel, die Leute im Viertel sortieren und separieren sich. Gehen heim. Gehen ins L' Ancora, italienisch Essen, wenn sie einen Tisch kriegen. Oder Korfu. Sky gucken. Die Halbe Augustiner 2 Euro 70. Unverändert der Preis seit 10 Jahren. Das Weissbier kostet genauso viel, besser gesagt: so wenig. Aber Essen gibt's natürlich auch. 

Mama Dimitra kocht hier. Griechisch und bayerisch.  Schmeckt wie bei Mama oder wie im Urlaub. Wir also Brunnergarten, Schleißheimer Str. 280 b.
Diese Nummer suchen Fremde, Navi hin oder her, in der Schleißheimer Straße vergeblich. Der Brunnergarten liegt im Luitpoldpark, am Nordrand in einer Kleingartenanlage. Im Sommer ein schöner Biergarten. Steckerlfisch ist dort sehr zu empfehlen. Der Wirt ist, glaube ich, Kroate. Im Winter ist es da ziemlich still. Vielleicht ein paar Rentner, Gartler beim Kartenspielen in der Stube. Draußen die für Raucher unverzichtbaren Heizpilze.  Und heute spielt Django.
Als wir ankommen, sitzt Django im Freien. Längst aufgebaut. Wir erfahren: das ist nicht nur ein improvisiertes Livekonzert mit mehreren Gruppen, sondern auch die gemeinsame Geburtstagsparty von Sophia und Jens. Irgendwie kennt fast jeder jeden. Viele alte oder altgewordene Punks. Sophia's Band heißt Sophia & Friends. Django spielt  in einem Trio namens Swamp X, Sumpf X. Ihren Stil bezeichnen sie, sumpfgerecht und selbstironisch, als Alligator-Blues. Stani Kirov gehört auch zum Trio, der Dritte fehlt heute. Dafür springt Sophia als Sängerin ein. Man hört gerne zu, manche Stücke sind wirklich gut. Dann wieder merkt der Besucher bedauernd, daß es in München halt kaum Probenräume gibt, und so klingen dann auch längere Passagen des Acts. Auf Stani's Visitenkarten steht ein hochtrabendes Motto:"Echte Musik will die Seele erreichen." Und www.stani-kirov.de. Auf dieser Seite kann jeder bei Stani mal reinhören. Cash & Becks sind hier, auch die Strandwixer. Oder sind das Bandnamen von früher? Oder haben die schon gespielt, als wir noch nicht da waren? Ein Teil des Biergartens vor der Hauswand ist mit Plastikfolien verhängt. Es wird alle 5 Minuten kälter, hinter den Folien geht's aber. Bei einem weiteren Bühnenumbau ein wütendes Statement. "Ich habe von jemanden, der mich abgrundtief hasst, einen Bayernschal geschenkt bekommen!" Sofort kommt aus dem Publikum ein tröstender 60er-Schal. Ich glaube, das war Sophia.
Und dann die Frau mit schwarzrandiger Brille, auch sonst ganz in Schwarz. Klares, stuttgarterisches Schwäbisch. Ihre Ansage: Nasse Weißbierhände trocknen, fettige Pommesfinger bitte abwischen oder ablecken. Mitklatschen! Sie gibt Tempo und Rythmus vor, sofort machen alle mit. Alle - so 40, 50 Leute sind jetzt schon da. Sie will a Capella singen,  die Musiker machen Rauchpause oder Brotzeit. Sie kündigt ein schwäbisches Volkslied an. Nein, nicht die "Schwäbische Eisenbahn". Gelächter. Dann die Stimmexplosion: 
Oh Lord, won't you buy me a Mercedes Benz?
My friends all drive Porsches,
I must make amends.
Worked hard all my lifetime, no help from my friends,
So Lord, won't you buy me a Mercedes Benz? 
That's it!
Janis Joplin. Gestorben mit 27 an einer Überdosis Heroin. Southern Comfort gekotzt. Das Idol einer früheren, abgetretenen Generation. Gänsehaut. Janis hat diesen Song auch immer ohne Musikbegleitung gesungen.
That's it!
Die Schwäbin heißt Conny. Sie war lange mit Gerti im Fraunhofer Schoppenstüberl, einer weg gentrifizierten Münchner Institution. Später erzählt sie mir vom Blue Note in New York. Da war sie neulich auch. Und jetzt halt Brunnergarten.
Ja, es gibt eine lebendige, freie Musikszene in München. Weit jenseits vom Feuilleton der Süddeutschen Zeitung oder städtischer, subventionierter Kulturpolitik.

-btk-



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"Brunnergarten" in einer Vollmondnacht

Vegan

Faszinierender Text folgt ;)

Mülltrennung

Wie eine Tradition entsteht...

Es war an einem Samstag im September. Es ist wohl schon mehr als ein Vierteljahrhundert her. Der alte Gerd Käfer hat noch gelebt, der Gründer des legendären "Feinkost-Käfer", der Papa vom Michi, dem heutigen Chef. Und der Hindinger war damals gut beieinander. Auf geht`s zur Wiesn!  Hindinger ist mit der S-Bahn von Dachau bis zur Hackerbrücke gefahren und hat das Oktoberfest besucht. Jetzt kann er das nicht mehr, weil er mit seinem Rollator zu wackelig daher kommt. Außerdem passt weder ein Rollator noch ein Kinderwagen so recht zum Anti-Terror-Sicherheitskonzept einer Wiesn im bunten München der Gegenwart. Grün-bunt, müßte man wohl eher sagen. Und das Grün ist natürlich nicht nur eine Parteifarbe, sondern auch die Farbe auf dem Banner des Propheten, gepriesen sei sein Name. Deshalb, also wegen einiger fanatischer Anhänger der Religion des Friedens, brauchen wir ja dringend das Anti-Terror-Sicherheitspaket.

Aber zurück zum Hindinger, den manche von Euch schon kennen, aus dem Bericht über # Anton Haderecker, dem #   Meister im Rückenheben #Unterseite HINTERLAND

Auf geht`s zur Wiesn! Am Anfang war alles so wie früher. Hindinger ist in das Schützenzelt, weil er dafür Bierzeichen und eine Hendlmarke von seiner Firma gekriegt hat. Und dann ist er ein bißerl herumspaziert. Da schau her, der Vogel-Jakob! Mei, den hat`s scho geb`n, als ich no a Bua war. Und de Frau mit de Scherenschnitt! So schnell, und ähnlich werd`s a fast jed`s mal. Und Kettenkarussell und Schiffsschaukel...

Und dann ist der Hindinger wieder ins Schützenzelt, und auf seinem Platz waren lauter Japaner. "A Herzerl für`s Herzerl gefällig?", hat die Verkäuferin die Japaner gefragt, und die ham nix verstanden, aber ein jeder hat ein Herzerl gekauft. Dafür hat der Hindinger nicht verstanden, was die Japaner geredet haben, wie sie mit dem Fotografieren und Filmen fertig waren: "Shin schi - la-le-nei!", so haben sie gestaunt, "das ist ja unglaublich!" "Hon to?" hat der Dolmetscher der Gruppe gefragt, "ist das wirklich wahr?" Freilich, alles ist wirklich wahr, was der Fremdenführer seinen Schützlingen erzählt hat: das größte Volksfest der Welt, über 7 Millionen Besucher, sechs Millionen Maß Bier oder mehr, jedes Jahr ein Milliardenumsatz in der Stadt, Zulieferbetriebe und Übernachtungen eingeschlossen. Der Hindinger hat das, wie gesagt, alles nicht verstanden, weil es von Englisch auf Japanisch übersetzt worden ist und es wäre ihm auch wurscht gewesen, wenn er bloß einen Platz gekriegt hätte. Aber den gab`s auch in den anderen Zelten nicht mehr. Weil, das Oktoberfest ist natürlich schon lange kein bayerisches Volksfest mehr, sondern ein internationales Bierfestival, wenigstens, solange Dollar und Yen und Ren min bi einigermaßen hoch im Kurs stehen. Bleibt für so grübelnde Zeitgenossen wie den Hindinger die Frage: wieso ist das ausgerechnet in München so gekommen? Und nicht in Paris oder Gelsenkirchen oder in Tokyo?

Zur Erklärung hilft vielleicht ein kleiner Exkurs ins bayerische Innenleben. Wann und wo immer in Bayern irgendwas schön war und es den Leuten gefallen hat, zum Beispiel ein gelungenes Fest, macht man es gleich nochmal - w e i l`s so schön war. Da erzählen dann die, wo beim ersten Mal dabei waren, den anderen, wo nicht dabei waren, wie schön es doch gewesen ist, und weil sich die anderen deswegen furchtbar ärgern, muß noch einmal gefeiert werden. Das heißt man in Historikerkreisen dann die "barocke bayerische Lebensfreude".

Spätestens beim vierten Mal verhärtet sich so ein Fest aber unerbittlich zur Tradition. Der Historiker spricht hier von "altbayerischem Selbstverständnis". So ist im Jahre 1810 das Münchner Oktoberfest entstanden, das bekanntlich zuerst nur die verlängerte Hochzeitsparty von einem Wittelsbacher Prinzen mit einer sächsischen Prinzessin  gewesen ist, die entsprechend der katholischen Tradition des Herrscherhauses nur einmal haben heiraten und feiern dürfen. Aber der barocken Tradition der weißblauen Stammlande folgend, gibt es das Fest halt noch immer.  Wegen der barocken Lebensfreude. Die war im Laufe der neueren Geschichte allerdings einige Male gestört. Wie 1813, beim Krieg gegen den Franzosenkaiser Napoleon I. Oder wegen der Niederlage gegen die Preußen 1866. Und 1870, diesmal mit Preußen, gegen Napoleon III. Und 1854 und 1873, weil München von fürchterlichen Choleraepidemien heimgesucht wurde. Damals haben die Leute noch ins eigene Trinkwasser geschissen. Am längsten fiel das Oktoberfest während des Ersten und Zweiten Weltkriegs aus. Da gab es bekanntlich nix zu feiern, und  die "barocke Lebensfreude" machte jahrelang Zwangspause.

Dem Hindinger war der Spaß an der Wiesn("barocke Lebensfreude") übrigens auch schon ziemlich vergangen, als er nach langem Herumirren in Käfer`s Wiesnschenke gelandet ist. Das Käferzelt hat sich damals gerade zu einem brandheißen Platzerl(heutzutage: hotspot) entwickelt, wo die High Snobiety vom Isar Valley dem Rest der Welt zeigt, daß nicht nur in Marbella oder Monte Carlo oder Ibiza ein neu- oder altreicher Bartl seinen Champus holen kann.  Hier trifft sich Geldadel, Altadel und Fußball-Adel aus der Championsleague! Da gibt es eine original Champagnerbar, sogar im original Biergarten vor dem original Champagner- und Bierzelt. Dort ist es so vornehm, daß der Hindinger fast gemeint hat, er ist auf Schloß Linderhof. Dabei hingen die riesigen Kronleuchter bloß auf der original Latrine, wo die beautiful people  Champagner bieseln oder wenigstens Jahrgangssekt ablassen. Es hat sich nämlich schon wieder eine Tradition herausgebildet im Schatten der Bavaria. Seit einigen Jahren feiern die Großkopferten, die creme de la creme der bayerischen Landeshauptstadt und alles, was im Troß dieser großen Welt gerne gesehen wird, ihr spezielles, intimes, eigenes Oktoberfest inmitten des großen allgemeinen Rummels. Hindinger als Mann aus dem Volke war da natürlich fehl am Platze! Weil, Lederhosen sind in diesen Kreisen selbstverständlich aus Antilopenleder - oder man trägt unten Jeans von Fiorucci und oben Trachtenmode aus New York, handgefertigt in Sepp`s Hirschhorn-Center an der Madison Avenue. Hindinger mit seinem schon etwas abgewetzten Trachtenanzug konnte da natürlich nicht mithalten. Trotzdem setzte er seinen Rundgang fort und staunte immer mehr. Im Innern der Champagnerhochburg spielte die Musik gerade "Resi,i hol di mit meim Traktor ob". Ein alter Lanzbulldog, natürlich mit viel Chrom aufgemotzt, ist tatsächlich wieder das Höchste für die geldige jeunesse doree und die Möchtegern-Playboys aus dem Hinterland - das schlägt jeden Porsche oder Ferrari an nachprüfbaren Imagepluspunkten. Sogar die original Blumenmädchen sahen in diesem Edelzelt so unnahbar teuer aus, als ob sie ihre Modellkleider direkt von Laura Biagotti oder Chanel hätten. Oder wenigstens aus einer jener fashionablen Second-Hand-Boutiquen in Schwabing, wo traditionell die Stars und Sternchen der Filmmetropole München ihre original Designerklamotten verkaufen, wenn mal das Kleingeld knapp ist. Schön zünftig ist das, und außer Radi gab`s beim Käfer selbstverständlich noch Malossol-Kaviar und Wachtelbrüstchen. Weil, wer hier speist, liegt voll im Trend.

Der Hindinger studierte zuerst lange die Preise und kaufte sich dann draußen lieber eine Fischsemmel.  Unter dem nächtlichen Himmel der Theresienwiese schritt Hindinger sodann kauend nochmals zum Schützenzelt. Zu seinem grenzenlosen Erstaunen fand er  Einlaß. Nur gut 100 Schritte von der Champagnerbar entfernt saßen dort 10 000 Normalverbraucher eng aneinandergedrängt. Heute gehen offiziell nur noch 5000 ins gleiche Zelt rein. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Bessere, strengere Brandschutzvorschriften ? Möglichst exakte Ermittlung der von der Stadt erhobenen Umsatzpacht? Der verstärkte Druck von Finanzbehörden auf die armen Wiesnwirte zur Abgabe realistischer Steuererklärungen? Manche Fachleute schmunzeln bei diesem Punkt. Und, nicht zuletzt, ziemlich geheime Katastrophen- und Evakuierungspläne für den Fall von Terroranschlägen.  Hindinger fand noch ein Platzerl. Alle seine Nachbarn waren aus Bayern, und alle prosteten sie ihm zu. Die Musik spielte ein neues Lied, das schon furchtbar alt war,  und Hindinger brüllte mit und bestellte sich eine neue Maß.

"I bin so allaan", brüllten die 10 000 im Kollektiv, und Hindinger brüllte wieder mit. "I wui wieda haam!" Der nächste Oldie zum Mitgrölen war noch älter, und hätte direkt von der Bavaria selber sein können, die mit bronzestoischer Gelassenheit über München blickte: "Life is life"  -  oder auf Boarisch: "So is`Leb`n!"

-btk-




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 Nacht beschützt

So kann eine Jugend in München verlaufen, wenn der Papa zu lange in Afrika hängen bleibt. Aber das soll Euch der Glockenbacher selbst rüberbringen...

Eine warnende Erinnerung von Gianni Tolksdorf

80er Jahre. München. Sommer. Jugendfreizeitheim Großhadern."Hey  you the Rock Steady Crew" zu "We want some pussy" von 2Life Crew: ein krasser Übergang donnert durch die Halle. Mein erster Gig als DJ. Die grüne Graffitifarbe von der Nacht zuvor ließ sich nicht von Haut und Fingernägeln schrubben.

Dann Jee Bee, Sonnenstraße. Erste Liebe, Sandra Z., dreizehn Jahre jung. Der Alibi-Cousin für eine Nacht, Andi T., achtzehn Jahre alt. Zwanzig Deutsche Mark Eintritt. Ich tupfe mir die Asche von der Marlboro Filter auf meinen Bartflaum. Optisch beamt mich dieses Philip-Morris-Makeup ein paar Jahre Richtung Volljährigkeit. Für den Türsteher reicht`s, wir sind drin.

Gut oder Böse, das muß jeder selbst entscheiden. Klar, einen zwölfjährigen Bengel sich weitgehend selbst zu überlassen, mag besorgte Eltern und Pädagogen bestürzen. Sozialarbeiter und Polizisten auch. Mein Vater war am Äquator, in Afrika. Meine Mutter im emotionalen Nirwana. Die Sekte heißt Sant Thakar Singh, benannt nach ihrem damaligen Oberguru. Sie existiert immer noch.

Für mich war es Freiheit. Nächtelang. Jahrelang. California. Jackie O. Negerhalle. Sugar Shack. Babalu Bar. Gras. Haschisch. Alk.

Wende. Die 90er. Wunderbar. Nachtwerk mit Klaus G. Nicht so`n Scheiß wie später. Parkcafe mit Hansi G. Nachtcafe mit Wolfi K. Old school P1 im Ostflügel vom Haus der Kunst. Mit Galerie. Vertigo. Frühes Extasy. Kokain, Reinheitsgrad top.  Immer geschnupft, nie gespritzt. Braun ist dreckig. Gelegentlich New Yorker. Wird hier nicht erklärt. Fragt Eure Eltern. Alk. Ohne Nachfrage. After hour, die erste in Deutschland. Babalu Club im Keller Leopoldstraße. Immer sonntags, 6 a.m. Ullo`s Tanzpalast. Prolotime mit Personal. Ullo ist längst tot. Techno-Donnerstag, auch Babalu. Ultraschall. Legendär vernebelt und dunkel. Kann sein, daß Freddy Mercury sich dort zugedonnert hat. Kann auch sein, daß es dieser schwule Friseur aus Forstenried war. Egal, alle waren eh viel zu sehr drauf, um jemanden wirklich zu erkennen.  Bonger Voges-Komplex Domagkstraße. KW  -  Das Heizkraftwerk. Exstasy entwickelte sich weiter. Wurde gefährlicher. Polnische Chemiestudenten und ihre Badewannen ? LSD, back to the sixties. Recht bunt. Micro - lieber nicht. Du mußt drei oder vier Tage bewacht werden, Aber wer im nightlife hat schon so lange Zeit? Alditüten voller magic mushrooms. Damals noch frei am Tollwood. Immer dabei: Alk, Alk, Alk.
Fast vergessene Namen: Roter Raum mit Prinzip-Dafne van der Zee an der Tür. Anfänge des Faltenbacher-Clans, Milchbar Kunstpark Ost. Erste Versuche, den Gärtnerplatz zu heteroisieren...Matt Deveroux Starsky`s, der Kanadier vom Ostbahnhof. Dann ein kleines aber feines Gastspiel Elly...Holy Home, läuft immer noch hetero, als erste Insel in einem Viertel, das damals noch ein Meer von Leder und rosa Wattebäuschchen sein wollte. Tobi hatte: Erstens die Erste Liga in der Hochbrückenstraße, zweitens die Erste Liga am Sendlinger Tor, mit Bravour-Kollege am-dam-des-Marc. Unerkannt öfter drin: korpulent gewordene Freiheitskämpfer vom Südafrikanischen Generalkonsulat gleich nebenan.

Exzessiv war`s im Palais zwei Vormittage lang, dann kam die Dauerrazzia. 8seasons, die Erste...den zweiten Versuch: bitte vergessen. Der heimliche Bruder des Marc D., Paradisochef Jürgen, "klaute" seine rotgeschwängerte Fußballer-Kundschaft erfolgreich bei den Szenefigaros Ralf und Rob"bash" München. Pacha. Prinzip. Atomic Cafe. Cafe King, heute Kong. Baby ! bye bye. Robinson. C14, Bob Beaman. Charlie - hat jetzt auch eine Bar. 

Ungefähr 2000 Leute sind aus dem münchner nightlife weggestorben, seit ich dabei bin. In der gleichen Zeit haben ungefähr 20 000 Karrieren  mehr  oder weniger funktioniert. Hat sich Einiges geändert. Etliche neue Drogen kenne ich nicht und möchte auch nicht kennenlernen. In Zeitungen steht, daß immer mehr Grüne und die Linkspartei für Freigabe harter Drogen sind - von Ex-Stasi zu Exstasy, gewissermaßen. 60jährige Politiker besuchen ehemals alternative Clubs, in Begleitung von Pressefotografen.

Was bleibt, ist ein feeling, das ich Dir nicht erklären kann, wenn Du es nicht von selber verstehst. Und Havana-Club mit Cola. Gerne reichlich. Aber heute gehe ich vorher chic Essen. Bin ja kein Teeny mehr...und ziemlich clean.

Nachbemerkung: Die Clubs, die münchner Szene der 80er und 90er kennen heute nur noch Insider der "richtigen" Jahrgänge. Noch weniger Leute checken, was die Story hinter der Story ist. Ein Michael Jackson hätte es gewußt. Der ewige Peter Pan. Er spricht von der Wunde Jugend. Sie wird betäubt. Aber sie heilt nicht, wenn Du einsam bist.




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Melancholie im Herbst

Es fängt ja schon kurz nach dem Oktoberfest an. Plötzlich steht an der Eisdiele Venezia am Kurfürstenplatz "Lebkuchen- Schmidt". Die Sonne wärmt noch einige Stunden, aber Schyrenbad und Georgenschwaige haben schon geschlossen. Plötzlich liegen in den ersten Straßencafe´s Wolldecken auf den Stühlen. In der Trambahn niesen mehr Leute als noch vor 14 Tagen. Und dann kommt der erste Tag mit richtig greisligem Morgennebel, an dem Du in der Küche das Licht bis 11 Uhr brennen lässt. Es wird Herbst. Der  Trost, den frühere Geistesgrößen aus dem Volk der Dichter und Denker ihren jetzt schon schaltragenden und gegen Grippe geimpften Nachfahren hinterlassen haben, mag literarisch grandios sein, aber auch die Herbstlyrik eines Friedrich Nietzsche verstärkt nur die jahreszeitlich bedingte Depression.

Die Krähen schrei`n

und ziehen schwirren Flugs zur Stadt.

Bald  wird es schnei`n -

Wohl dem, der jetzt noch - Heimat hat!


Nun stehst du starr,

Schaust rückwärts ach! wie lange schon!

Was bist du, Narr,

Vor Winters in die Welt - entflohn?


Die Welt - ein Tor

Zu  tausend  Wüsten stumm und kalt!

Wer das verlor,

Was du verlorst, macht nirgends Halt.


Nun stehst du bleich,

Zur Winter-Wanderschaft verflucht,

Dem Rauche gleich,

Der stets nach kältern Himmeln sucht.


Flieg Vogel, schnarr

Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton!-

Versteck` du Narr,

Dein blutend Herz in Eis und Hohn!


Die Krähen schrei`n

Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:

Bald wird es schnei`n

Weh dem, der keine Heimat hat!


Von diesem Herbstgedicht gibt es mehrere Versionen. Ich saß, nach einem eher langweiligen SKY-Fußball-Abend, mit meinem Tablet noch im "Korfu" in der Lerchenauerstraße. Dimitrios "Dimi" Tsamis , der Wirt, hat für seine Gäste WLAN eingerichtet. Das Passwort ist eine Zahl, nämlich das Datum, Tag, Monat, Jahr, an dem er seine große Liebe Sandra kennengelernt hat. Jetzt sind die Beiden längst verheiratet und haben zwei ebenso liebe wie vorwitzige kleine Töchter,  Sophia und Dimitra. Dimitra, die ältere, ist nach ihrer Oma Dimitra benannt, der Mutter von Dimi. Die hat an diesem Abend im "Korfu" gekocht und bedient.

Manchmal arbeite ich lieber unter Leuten, als zuhause an meinem kombinierten Büro-Wohnküchen-Tisch. Ich war eben bei der dritten oder vierten Fassung der traurig-düsteren Krähen angelangt, als zwei neue Gäste auf ein spätes Bier aus der Kälte herein kamen. 

"Wißt`s ihr, wo die Beerdigung vom Alois ist, und vor allem, wann?"

Es wurde schlagartig ruhig im Gastraum. Ich habe mich oft mit Alois unterhalten, auch gestritten. Befreundet waren wir nicht. Aber Spezln. Er war seit gut 10 Jahren fast jeden Tag im "Korfu". Immer auf dem gleichen Hocker sitzend, las Zeitung oder spielte Schafkopf gegen sich selbst auf seinem Smartphone. Er war 62. Nächstes Jahr hätte er seine Rente bekommen. Wir dachten alle, Alois sei für 6 Wochen in Thailand. Wie jedes Jahr im Herbst. Alois lebte allein. Wir wissen immer noch nicht, wann und wo seine Beerdigung ist. Seine Wohnung ist, glaube ich, von Amts wegen versiegelt. Ein Single-Haushalt weniger in München.


Dem Rauche gleich,

Der stets nach kältern Himmeln sucht...

Bald wird es schnei`n -

Weh dem, der keine Heimat hat!


Mir fällt plötzlich auf, daß ich auf dem Stammplatz, auf dem Lieblings-Barhocker von Alois sitze. Dimitra schluckt, stellt wortlos zwei Ouzo auf den Tresen. Yamas! Ex. Ich gehe mit ihr vor die Tür, zum Rauchen. Es kann wirklich bitter kalt sein in dieser Stadt.

-btk-   




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Münchens Tor zur Welt







Filmlänge: 2:00

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3. Startbahn jetzt !

Ein Zwischenruf von Hans Sultze

Der Münchner Flughafen  Franz-Josef Strauß  war schon in der Planungsphase eigentlich auf vier Startbahnen ausgelegt. Der Bedarf an Mobilität und damit auch der Luftverkehr steigen weltweit. Das gilt für Passagierzahlen ebenso wie für Frachtgut. Zahlreiche junge Menschen sind international aufgestellt und müssen oder wollen heute in Schweden, morgen in Kanada, übermorgen in Deutschland sein. Diese Freiheit dürfen wir ihnen, in Zeiten der Globalisierung, nicht nehmen. Schon garnicht  durch einfallslose und primitive Verbote.

Infrastruktur und know how waren schon immer unser Erfolgsgeheimnis. In Bayern wie in Deutschland. Hinzu kamen Fleiß, Innovationskraft und Mut. Dem Münchner Flughafen kommt bei all dem eine Schlüsselrolle zu.

Während nationale Umwelt- und Infrastrukturgegner eine Vergrämungspolitik gegen bestimmte Verkehrsmittel durchführen und diese am liebsten verbieten würden, ist unsere Bürgerinitiative, die es seit knapp sieben Jahren gibt, der Meinung, daß Jedermann die Freiheit haben sollte, das Verkehrsmittel zu wählen, welches am Besten passt. Wir wollen keine Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen. Wir sind für Freiheit statt Bevormundung und Verbote. Der Flughafen ist bereits heute in den Nachfragezeiten am Limit. Die Nachfrage nach Zeitfenstern zum Starten und Landen (sogenannte "Slots") ist wesentlich höher, als das Angebot , das der Flughafen derzeit liefern kann. So wird München in wenigen Jahren abgehängt werden, mit allen negativen Folgen für Wirtschaft und Sozialstaat. Aber auch für die Umwelt, denn Flugzeug-Staus am Boden, wo nicht gestartet werden kann, und in der Luft, wo Warteschleifen gedreht werden müssen, schaden wirklich der Umwelt. Das ist vermeidbar.

Eine dritte Start- und Landebahn am Münchner Flughafen ist längst erforderlich und argumentativ auch längst durch alle Gerichtsinstanzen gegangen. Es existiert Baurecht. Die Befürworter haben in allen Instanzen zu 100% gewonnen.  Die Gegner sind nicht mit einem einzigen ihrer Argumente durchgedrungen. Dennoch besteht derzeit quasi ein politisches Moratorium. Der kleinste Gesellschafter des Flughafens, die Landeshauptstadt München, hat am 17.06.2012 durch Bürgerentscheid dafür votiert, daß innerhalb der zuständigen Gremien(Stadtrat) dem Projekt nicht zugestimmt werden soll. Die Bindungswirkung dieser Entscheidung betrug dabei nur ein Jahr. Das ist längst vorbei.

Flugzeuge sind in den letzten  Jahren immer leiser und sparsamer geworden. Dem technischen Fortschritt sei Dank.  Der Flughafen ist aus dichtbesiedeltem Gebiet (Riem) in eine kaum bewohnte Region umgezogen. In der Region München ist Fluglärm, im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln, praktisch nicht existent. Trotzdem gibt es natürlich Einzelfälle, in denen es Betroffene gibt. Das kann bei einem Flughafen nicht ausbleiben. Es wurden hier bereits gute Vereinbarungen gefunden. Der Flughafen steht mit offener Kommunikation seit Jahren im Dialog mit Anwohnern.

Insgesamt bleibt zu hoffen, daß wir uns in Bayern und in Deutschland wieder auf unsere Stärken besinnen. Der Flughafen ist und bleibt der Wirtschaftsmotor für eine ganze Region und weit darüber hinaus.

Machen wir ihn fit für die Zukunft !




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Hans Sultze, der Vorsitzende der Bürgerinitiative München Pro 3. Startbahn. Er ist Volljurist und Mitglied des Ortsvorstandes der CSU München-Neuhausen-Nymphenburg. Er diskutiert leidenschaftlich gerne, in Alten wie Neuen Medien. Und auch am Stammtisch.

www.mucpro3.de

Hilfsbereit

Glück, Gesundheit, Geld

(Diesen Beitrag schalte ich erst am nächsten Wochenende frei. Jetzt ist die Nacht von Donnerstag auf Freitag, morgen hab ich Einiges zu Tun, und es ist schon Viertel nach Drei. Für heute langt`s !)

...aus dem angekündigten "nächsten Wochende"  ist schließlich das "über-übernächste" geworden. Aber jetzt!

Eine Schale chinesischer Shrimpssuppe mit frischem Koriander. 4 € 90. Schmeckt mir vorzüglich. Mein Gesprächspartner ist auf eine unangestrengte Weise ebenso konzentriert wie entspannt. Er stammt aus einem kleinen bayerischen Dorf und ist nach dem Studium in München geblieben. Ich habe ihn vor diesem Abend nur zwei oder dreimal getroffen. Aber wir haben einen gemeinsamen, langjährigen Spezi im Senegal. Charles M. Huber. Den kenne ich, als er noch beim F.C. Pipinsried im dachauer Hinterland gekickt hat. Und, wie viele Leute meiner Generation, als Krimi-Serienheld, im ZDF-Abendprogramm. Viel später habe ich oft bei Charly gebruncht und auch manche Party begann in seiner Kneipe. Die war in der Theresienstraße, fast Ecke Türkenstraße. Ich war schon nach München umgezogen und wohnte keine 10 Minuten vom Charly entfernt, gegenüber der Pinakothek der Moderne. Gabelsberger/Ecke Türken. 

Mein Gesprächspartner, er heißt Armin Gastl, kennt ihn noch nicht ganz so lange, aber auch recht gut. Er wollte, daß Charles M. Huber für die münchner CSU zum Bundestag kandidiert. Charly wäre der erste bayerische "Schwarze" mit schwarzer Hautfarbe im Parlament gewesen. Ist nix draus geworden. Charly ist dann für die CDU in den Bundestag eingezogen. Und inzwischen ausgetreten aus der Merkel-Partei. Da hat ihm schon länger Einiges nicht mehr gepasst. Jetzt lebt und arbeitet er in Westafrika, im Senegal, wo sein Vater herstammte.
Also, wenn ein gebürtiger Bayer wie Armin Gastl, der für die CSU nächstes Jahr auf Listenplatz 17 zum Stadtrat kandidiert, auf einen überzeugten Gesinnungs-Bayern(das bin ich) mit polnischen Wurzeln trifft und der Wirt aus Bangladesch stammt, dann sind wir natürlich bei Ali in der Nordendstraße, in der "Kostbar". Wieder mal ein "Talk bei  Ali", diesmal zum Thema "Spitzensport TOP - Leistungsport FLOP?" Gastl füttert sein Publikum erstmal mit Zahlen, Daten, Fakten. Die sind für die meisten seiner Zuhörer schon erstaunlich genug. Zirka 700 münchner Sportvereine haben zusammen 670.000 Mitglieder. Eine Million Münchner, ob organisiert oder nicht, treiben mehr oder weniger regelmäßig Sport. 21 Bezirkssportanlagen finanziert die Landeshauptstadt. 56 Hallenbäder warten auf Besucher. 31 Freibäder gibt es. Seen, Baggerseen oder die kilometerlangen Isarufer  sind da nicht eingerechnet.

Abweichend vom Thema des Abends: Angesichts solcher Zahlen kann doch Breitensport in München kein Flop sein? Gemach! Selbst, wenn es ein Jammern auf sehr hohem Niveau sein sollte, Probleme mit dem Breitensport gibt es durchaus. Und garnicht so wenige!

(Morgen geht`s weiter im Text. Hab Besuch und muß Kochen. Es gibt Paprikaschoten mit Basmatireis)

Das beginnt mit den Öffnungszeiten. Die meisten Menschen haben unter der Woche  nur abends Zeit, um Sport zubetreiben. Und genau dann sind fast alle Turnhallen geschlossen. Der Grund: es gibt niemanden, der verantwortlich die Aufsicht führen könnte.Im Hintergrund dieser Problematik lauern juristische Haftungsfragen. Wer zahlt, wenn was passiert? Wer zahlt, wenn Geräte oder Gebäude beschädigt oder auch nur verdreckt werden? Wer zahlt, wenn man sie denn hätte, die Aufsichtspersonen? Wer putzt Hallen, Toiletten, Nebenräume, die am nächsten Morgen wieder gebraucht werden? Der spontanen Verabredung einer Whatsapp-Gruppe zum Training oder Spiel steht einiges entgegen.

Dann der leidige Lärmschutz. Kein Bolzplatz, keine Skaterbahn, was auch immer, der nicht die Gemüter zorniger Nachbarn erregte. Beschwerden, Gerichtsverfahren zuhauf. Verlängerte Öffnungszeiten von Bezirkssportanlagen stoßen auf Widerstand. Das Flutlicht stört. An- und abfahrende Autos stören. Zugeparkte Nebenstraßen stören. Die Liste der Empfindlichkeiten ist schier endlos. Immer findet sich ein Politiker, der diese Sorgen lautstark aufgreift, immer ein Advokat, der gegen alles klagt, was die Einen wollen und die Anderen als Einbuße ihrer Lebensqualität bejammern. Die Freizeitgesellschaft stößt an die Grenzen allgegenwärtiger Unduldsamkeit. Bei der heutigen gesamtgesellschaftlichen Weinerlichkeit wäre ein glanzvolles Spektakel wie die Olympiade München 1972 kaum mehr möglich. Die Bedenkenträger heutigen Zuschnitts würden wohl immer noch prozessieren, gegen U- und S-Bahnbau in der ganzen Stadt, gegen die Errichtung neuer Stadtteile innerhalb weniger Jahre. In den 60ern und Anfang der 70er Jahre waren die meisten Menschen einfach froh über den gewaltigen Entwicklungsschub, der rund um ein sportliches Großereignis der Stadt, der Region zugute kam. Aber  das war ein halbes Jahrhundert vor Entdeckung bedrohter Salamanderarten am Oberwiesenfeld. Und - vor allem - 20 Jahre vor Gründung der "Grünen". Die hielten ja jeden Fortschritt seit Erfindung des Fahrrads, jede Innovation überhaupt, für gefährlich oder wenigstens bedenklich. Und jetzt hat eine relative Mehrheit der Stadtbevölkerung endlich das richtige grüne Bewußtsein. Aber das mit den Grünen hat Armin Gastl natürlich nicht gesagt, das waren so meine etwas abschweifenden Gedanken an diesem Abend in der "Kostbar".
Tatsache ist jedoch: eine noch viel größere Mehrheit möchte ein Leben führen, das zum richtigen "Grün-Bewußtsein" um`s Verrecken nicht passen will.

Es scheint,  nur noch ein Heiliger wird heut zutage von Atheisten und Christen gleichermaßen verehrt: St. Florian. Alle wollen Alles haben, aber nicht vor ihrer Haustür. Da möchten sie sämtlich nur ihre Ruhe. "Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd`s andre an..." Das früher populäre Stoßgebet hat wieder , in säkularisierter Form von zahllosen Bürgerinitiativen  und Protestgruppen, Hochkonjunktur.

Vor solcher Stimmungskulisse tummeln sich 100.000e, die einfach in dieser Großstadt was für ihre GESUNDHEIT tun wollen. Lose Gruppen, die sich verabreden, spontan, ohne große Vereinsmeierei.  Frauen, die gerne Joggen, sich aber nicht mehr trauen, weil es am Abend nicht überall hell erleuchtet ist und sie schlicht Angst haben in vielen Parks. Der Graubereich Freizeit-Fitness-Leistung-Profisport hat fließende Übergänge. Zum Profisport läßt sich sagen, daß noch nie in diesem Bereich soviel GELD verdient wurde wie heute. 3 % des Bruttoinlandsprodukts gehen allein auf kommerzielle Sportevents zurück. Die Milliarden der massenmedialen Vermarktung sind da noch nicht eingerechnet. 40 Millionen aus dem Stadtsäckel stellt z.B. München allein für die nächste Fußball-EM zur Verfügung. Ziemlich sicher fließt ein Vielfaches  davon in die Stadt zurück. Das ist wie beim Oktoberfest. 

GLÜCK, GESUNDHEIT, GELD - mächtige Triebfedern für menschliches Verhalten. Breitensport wie Leistungssport leben mit, wegen und von diesen Faktoren.

Armin Gastl schmunzelte am Ende von "Talk bei Ali":

"Der FC Bayern ist der Meister der Liga. Die 60er sind Meister der Herzen. Für alle anderen, die Sport lieben und betreiben, müssen wir im Stadtrat Angebote und Konzepte erarbeiten."

Dann hab ich mir noch  einen Happen bestellt. Die Shrimpssuppe war doch ein bißchen zu wenig für den ganzen Abend. Passend zum Thema "Sport" und zur vorgerückten Stunde hieß er "Abpfiff". Ein Abpfiff mit sehr viel Pommes und Ketchup. 3 € 90.

-btk-




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IM FOTO UNTEN, VON LINKS NACH RECHTS:

Veranstalter Michael Laub, Stadträtin Ulrike Grimm, Referent Armin Gastl      

Foto: Micky Rittner. Hier ist Micky am Denkmal des verstorbenen Schauspielers Helmuth Fischer, unserem geliebten, unvergessenen "Monaco Franze". Zwei, die sich mögen, so scheint es, die Micky und der Franze. Fischer sitzt, als gelungenes Monument seiner selbst, vor dem Cafe an der Münchner Freiheit. Bald wird er dauerhaft Gesellschaft bekommen. Der Münchner Bildhauer Nikolai Tregor, der schon Fischer verewigt hat, arbeitet gerade an der Figur des Regisseurs Helmuth Dietl. Der soll auch beim "Monaco Franze" im Cafe seinen Platz finden. Wie früher schon so oft, im richtigen Leben. Aber diesmal ohne die unvermeidliche Kippe im Mundwinkel. War ja extra ein Volksbegehren deswegen.


-btk-

Herbst & Lyrik

Während schon überall die Weihnachtsmärkte aufgebaut werden, schenkt uns der Herbst nochmals kalt strahlende Sonne und stimmungsvolle Bilder. München kann so unglaublich schön sein!

Englischer Garten, Hofgarten, Luitpoldpark, die Wege entlang der Isar im Süden und Norden der bayerischen Landeshauptstadt. Hirschgarten, die weitläufigen Anlagen hinter Schloß Nymphenburg. Es gibt eine Facebook-Gruppe, deren aktive Mitglieder zu Fuß diese Pracht erwandern und fotografieren. Oder mit dem Radl. Aber zum Fotographieren müssen sie schon auch absteigen.  Das ganze Jahr über  finden sie Einblicke, Ausblicke, versteckte Winkel und klassische Postkartenmotive, die selbst den erstaunen lassen, der glaubt, schon alles in dieser Stadt zu kennen. "Stadtspaziergang - Buidln und Gschichten" heißt die großartige Seite. Na ja, Gschichten eher weniger, aber Buidln im Überfluß.  Auch düstere, neblige, dunkle Stimmungen gibt es reichlich, oft glaubt man, den naßkalten Novemberwind zu spüren. Micky Rittner leitet und inspiriert die Gruppe, sie ist Administrator, wie es auf Digitalbayerisch so schön heißt. Kürzlich war sie ziemlich erkältet, Herbst ist halt wieder, und den mag sie nicht besonders. Dann haben sie dreitägige Feiern zu ihrem Geburtstag ein bißerl eingebremst beim Fotografieren und  Spazieren. Ihr möchte ich die Herbstgedichte von zwei Teilzeit- oder Wahlmünchnern zueignen.

Rainer Maria Rilke

Herbsttag


Herr,  es es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg  deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein

Gib  ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.


Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rilke hat diese Zeilen 1902 geschrieben. Das mit dem Lesen würde er wohl so nicht mehr schreiben. Und lange Briefe schreibt heute kaum einer mehr. Aber, ehrlich, auf ein Datingportal gehen oder endlos Whatsapp und messenger zu schreiben, mag zwar vorübergehend Einsamkeit lindern, aber heilen kann das Internet nicht wirklich.

Mehr zu# Rilke demnächst auf  der Unterseite#VENEZIA#Sentiero Rilke

Und jetzt etwas Herbstliches von Erich Kästner. Dem Sachsen, den es nach dem Zweiten Weltkrieg von Berlin nach München verschlagen hat. Er schrieb gern in einem Cafe, an der Leopoldstraße, in jenem Cafe, in dem viel später der Filmregisseur Helmut Dietl seinen ewigen Stenz, den "Monaco Franze" Helmut  Fischer, entdeckte.

HERBST AUF DER GANZEN LINIE

Nun gibt der Herbst dem Wind die Sporen.

Die bunten Laubgardinen wehn

Die Straßen ähneln Korridoren,

In denen Türen offen stehn.


Das Jahr vergeht in Monatsraten

Es ist schon wieder fast vorbei.

Und was man tut, sind selten Taten.

Das, was man tut, ist Tuerei.


Es ist, als ob die Sonne scheine

Sie lässt uns kalt. Sie scheint zum Schein.

Man nimmt den Magen an die Leine.

Er knurrt und will gefüttert sein.


Das Laub verschießt, wird immer gelber,

Nimmt Abschied vom Geäst und sinkt.

Die Erde dreht sich um sich selber.

Man merkt es deutlich, wenn man trinkt.


Wird man denn wirklich nur geboren,

Um, wie die Jahre, zu vergehn?

Die Straßen ähneln Korridoren,

In denen Türen offen stehn.


Die Stunden machen ihre Runde.

Wir folgen ihnen Schritt für Schritt.

Und gehen langsam vor die Hunde

Man führt uns hin. Wir laufen mit.


Man grüßt die Welt mit kalten Mienen

Das Lächeln ist nicht ernst gemeint.

Es wehen bunte Laubgardinen.

Nun regnet`s gar. Der Himmel weint.


Man ist allein und wird es bleiben.

Ruth ist verreist, und der Verkehr

Beschränkt sich bloß auf`s Briefe schreiben

Die Liebe ist schon lange her!


Das Spiel ist ganz und gar verloren

Und dennoch wird es weitergehn.

Die Straßen ähneln Korridoren,

In denen Türen offen stehn...

Und dann kommt schon die "staade Zeit". Wenn die vorbei ist, sagte der hintersinnige Münchner Anarcho-Poet Karl Valentin, wird`s auch wieder ruhiger...

-btk-




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Foto: Micky Rittner. Der Karl-Valentin-Brunnen am Viktualienmarkt  ist oft mit frischen Blumen geschmückt, obwohl Karl Ludwig Fey, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, schon seit 1948 tot ist. Er war ein deutscher, aber stets auch bayerisch gebliebener Volkssänger, Autor, Komiker und Filmproduzent. Er beeinflußte mit seinem Humor viele andere Künstler, darunter Berthold Brecht, Samuel Beckett, Loriot, Willy Astor, Helge Schneider und Gerhard Polt. Sein melancholisches Vermächtnis in einem Satz: "Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut!" Valentin, ganz Philosoph, wußte: "Die Zukunft war früher auch besser!" 

-btk-

 MILLIONENDORF MÜNCHEN


Vom Aufstieg und Fall der heimlichen Hauptstadt










Filmlänge: 42:23

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Viktualienmarkt - Münchens gute Stube

Ein Spaziergang mit Micky Rittner

Der Name ist Programm. Kommt vom lateinischen  Victus, das bedeutet Lebensmittel oder auch Vorräte. Aber der Viktualienmarkt ist für den Münchner viel mehr als nur  ein Ort zum Einkaufen. Ursprünglich wurde der Markt am Schrannenplatz, dem heutigen Marienplatz, abgehalten.  Schranne war übrigens in Süddeutschland die Bezeichnung für einen Getreidemarkt. Aber die Stadt wuchs und wuchs, der Markt wurde zu klein, und so verfügte König Max I. Joseph am 2. Mai 1807, den Markt auf die viel größere Fläche neben der Heilig Geist Kirche bis zur Frauenstraße zu verlegen.
 Im 2. Weltkrieg wurde der Viktualienmarkt schwer beschädigt, und die Stadtväter  überlegten damals sogar, den Markt ganz aufzugeben und dort Hochhäuser zu bauen. Zum Glück entschieden sie sich doch dafür, den Markt zu erhalten.
Der Viktualienmarkt ist Teil der Münchner Identität. Er spiegelt das Münchner Lebensgefühl auf ganz eigene Weise wieder. Hier werden Traditionen noch gelebt. Aus diesem Grund wurde der Markt 2017 als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet. Egal zu welcher Jahreszeit, der Markt und seine Standlleute bieten immer was Besonderes! Und damit meine ich nicht das vielfältige Warenangebot. Ich denke da vielmehr an die Feste, die der Markt auf die Beine stellt. Der Faschingsdienstag mit dem Tanz der Marktweiber, die Eröffnung der Spargelsaison, der Gärtnertag, das Brunnenfest oder auch der Winterzauber.
Und immer sehen die Brunnen unserer Münchner Volkssänger, Elise Aulinger, Ida Schumacher, Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Roider Jackl und Weiß Ferdl anders aus. Die Marktfrauen kümmern sich liebevoll um diese Brunnen. Der Textilkaufmann und Vorsitzende des Freundeskreises Münchner Volkssänger und Volksschauspieler, Gustl Feldmeier, hatte 1953 die Idee, Denkmäler unserer beliebten Volkssänger am Viktualienmarkt zu errichten . Seine Begründung war ganz einfach …. hier schlägt das Herz Münchens am stärksten! 
Zu Ehren eben dieser Volkssänger wird am ersten Freitag im August das Brunnenfest zelebriert. Seit 2011 steht dieses Fest unter dem Motto „An jedem Eck a Gaudi“. Und a Gaudi ist es wirklich! Wenn die Couplet AG, Bayerns bekannteste Musikkabarettgruppe mit Jürgen Kirner und Bianca Bachmann zum Brunnenfest ruft, dann kommen über 30 Gruppen und Solisten mit über 100 Künstlern. Die Musikanten singen live und unverstärkt an sechs Standorten. Dabei sind oder waren Namen wie Roland Hefter, die Moritatensänger des Bezirks Oberbayern, die Isarschiffer und Martin Frank. Der Viktualienmarkt  wird  zu  einer  großen  Bühne, auf der man spürt, daß die Münchner Lebensader  ein besonderes  Flair ausstrahlt.
Ich spaziere über den Markt, und sehe die Schmankerl. Meine liebste Kindheitserinnerung ist die in Pergamentpapier eingewickelte Essiggurke aus dem Holzfass. So kann man sie heute noch kaufen. Ich sehe Münchnerinnen in Dirndl und mit geflochtenen Körben ihre Einkäufe machen. Ich sehe Münchner in Lederhosen im Biergarten plaudern mit dem Fremden neben sich, und a Platzerl findt man immer unter den Kastanien. Übrigens, dieser Biergarten ist etwas ganz Besonderes: es ist der einzige Biergarten, der von allen münchner Brauereien beliefert wird. Alle 6 Wochen ist ein anderes Bier im Ausschank.  Welches Bier gerade ausgeschenkt wird  steht auf einer Tafel über der Schenke.
Ich gehe weiter und sehe Menschen mit Bierflaschen in den Händen an den Denkmälern stehen. Im Wasser der Brunnen kühlen sie ihre mitgebrachten Getränke. Nein, das ist keine Tradition, und kein spezielles münchner Lebensgefühl. 
Aber mei…wie sagt der Münchner so schön?...„Leben und Leben lassen“, wenn`s ihr Leben ist, dann lassen wir sie halt. 
Ich gehe weiter und schlendere über den Markt, und wenn ich dann bei der Gabi meine Stockwürst bestelle und sie mich fragt „Mogst du de nackert?“, dann woas  i, des versteht nur a Münchner….weil do bin i dahoam!

Na ja, schaun mer mal, was nach Corona noch so bleibt vom traditionellen Markt...mit Abstand und Maske ist es garnicht so leicht mit der Gemütlichkeit. Und einfach eine Halbe holen von der Schenke, das ist jetzt auch verboten....