Furaha
Berichte und Erinnerungen aus einem kranken Paradies.
Furaha. Das Suaheliwort für Glück. Ein anderes Glück als in Europa. Ein Käfer läuft über meinen Fuß. Ich spüre ihn kaum.
Aisha.
Sie zeigt mir den Platz, wo sich die Sonne versteckt, wenn es im Norden kalt ist. Meine Zungenspitze schreibt auf ihren salzigen Rücken: Nakupenda, ich liebe Dich.
Später dann, in Europa.
Visum. Arbeitserlaubnis. Aufenthaltserlaubnis. Meldebescheinigung. Duldung. Abschiebehaft.
Und gestern?
Wer erteilt den Missionaren ein Visum für Afrika? Woher kommt die Arbeitserlaubnis der Sklavenhändler? Brauchen weiße Beamte Meldebescheinigung und Arbeitserlaubnis, wenn sie schwarzen Menschen Hüttensteuer auferlegen? Wer gewährt Kolonialsoldaten Duldung und verschont vor Abschiebehaft?
Furaha.
In den Schnee vorm Standesamt pinkle ich ihren Namen: Aisha.
Nakupenda...Ich liebe Dich.
Heute geht Aisha in Frankfurt auf den Strich. Sie sagt: ich bin glücklich.
-btk-
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He, who rules Africa,
rules Europe
Vladimir Ilyich Lenin
Bazillus Africanus
Ich war lange Zeit nicht da. Sorry, Esther, sorry, Gianni. Meine Entschuldigung heisst bazillus africanus. Es gibt keine Impfung.
Aber, es gibt eine schier endlose Zahl von Krankheiten und Leiden in tropischen und subtropischen Ländern. Einer der hartnäckigsten und zugleich rätselhaftesten Erreger ist der bazillus africanus. Winston Churchill war von ihm befallen, Literatur-Nobelpreisträger Ernest Hemingway und Theodore Roosevelt, jener amerikanische Präsident, nach dem angeblich die Teddybären benannt sind.
Der Bazillus erzeugt einen Zustand nicht nachlassender Euphorie, solange der Patient sich südlich der Sahara befindet und führt zu schrecklichen Entzugserscheinungen, kurz nachdem der Kranke wieder gemässigte Klimaazonen aufsucht. Es erkranken im Regelfall nur Europäer oder überseeische Angelsachsen. Niemals dienstverpflichtete Beamte oder Kolonialsoldaten. Auch bei Japanern und Chinesen werden nicht selten akute Zustände beobachtet. Personen, die eine angeborene Resistenz haben, mögen in Afrika Urlaub machen oder Staatsbesuche absolvieren oder dort eine zeitlich befristete Tätigkeit verrichten, ohne ein emotionales Risiko einzugehen! Meist finden solche Menschen Afrika schlicht Scheisse, verschweigen dies aber aus Gründen der political correctness und/oder im Blick auf künftige Einnahmen. Man fährt wieder nach Hause, lässt ein paar Fotos vergrößern - und das war's dann.
Die vom bazillus africanus durchseuchten Weissen kehren dagegen zwanghaft immer wieder nach Afrika zurück oder verbringen gar den Rest ihres Lebens dort. Sensiblere Naturen sondern gelegentlich Literatur ab, was die Krankheit zwar lindert, aber nicht heilt. Das war so beim Patienten Ernest Hemingway, dessen Ansteckung das Buch von den "Grünen Hügeln Afrikas" hervorbrachte. Oder bei der dänischen Baroness Tania Blixen, deren "Jensseits von Afrika" zu einer farbenprächtigen Hollywood-Inszenierung versüsslicht wurde. Clara Woerner, eine frühere Vizekonsulin der Republik Südafrika in München, hat mich seinerzeit in den Film "Out of Africa", Original mit deutschen Untertiteln, eingeladen. Wir sind beide Weisse, Clara gebürtige Afrikaanerin. Wir haben beide unkontrolliert geweint. Nicht zu dieser Literaturgattung gehören dagegen Bücher und Filme und Serien, die etwa von der gescheiterten Beziehung einer Pauschaltouristin mit einem nilohamitischen Hirten berichten oder Auskunft geben über Freud und Leid auf einer durch Spendengelder finanzierten Farm für verwaiste Wildtiere.
Mich erwischte der bazillus africanus gleich bei der ersten Reise. Auftrag: Eine etwas heikle Recherche für's Fernsehen. Der offiziell akkreditierte Korrespondent kann das nicht stemmen, hieß es. Zu viele kennen ihn, er wird von den lokalen Behörden streng überwacht und kontrolliert. Bringt so ein festangestellter Wort- und Bildbeamter auch nur eine ernstzunehmende kritische Story auf Sendung, muss er sein Gastland in Afrika fast immer für immer verlassen.
Ich bin unauffällig, habe von nichts auch nur einen Hauch von Ahnung, geschweige denn profunde Landeskenntnis. Aber ein Rückflugticket und respektable Karriereausichten in Europa , Familie und daheim vielfältige Verpflichtungen. Und den bazillus africanus im Blut.
In der Nacht vor der geplanten Heimreise gehe ich, allen Warnungen des Hotelmanagements zum Trotz, allein am Strand des Indischen Ozeans spazieren. Todtraurig, ohne verstehbaren Grund. Über mir das Kreuz des Südens. An einem ins Meer ragenden Korallenfelsen springen mich zwei schattenhafte Gestalten an, bewaffnet mit Schlagstock und beidseitig geschärftem Haumesser. Sie wollten Geld und Uhr, im Falle der Verweigerung auch Gesundheit oder Leben. Aber - todtraurig macht todesmutig. Und mein Leben bedeutet mir in diesem Augenblick nichts. Mit dem rasch entwundenen Stock des Einen schlage ich dem Zweiten seinen Panga aus der Hand. Noch im gleichen Moment, im Sprung auf meine Gegner, schüttelt mich ein Lachanfall, hysterisch, hyänenschrill. Die Strandräuber kauern verstört im nassen Sand neben dem Felsen. Sie warten ab, ob ich sie töten werde. Im Licht der Sterne und des halben Mondes kann ich einen Schweissfilm des Entsetzens auf ihrer Haut glänzen sehen, Paniktropfen unter Nase und Haaransatz.
Ich nehme die Uhr vom Gelenk, und spüre: auch ich bin nass vom Schweiss meiner Angst. Ein kraftvoller Wurf aufs Riff zu ins Meer, Himmelsrichtung Indien - das war meine Firmungsuhr. Von meinem Patenonkel Balthasar. Die verhinderten Räuber lassen sich beruhigen mit einigen Kauderwelsch-Brocken aus Suaheli und Englisch. Wir beschließen, nach dem für beide Seiten glimpflich verlaufenen Abenteuer, gemeinsam noch ein Bier zu trinken. Es sollten mehrere werden. Tusker White Cup aus der Flasche. In der Buschbar bei Mama Africa. Als ich am nächsten Tag erwache, nicht allein, ist mein Flugzeug schon seit Stunden in der Luft, Kurs Europa.
Ich bin in Afrika, krank von jenem rätselhaften Bazillus, glücklich wie eine Pflanze.
-btk-
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Dinner für Zwei
Henry Ncharo hat Lobster bestellt.Die meisten der Dinner-Gäste schon gegangen, das vornehme Tamarind im Zentrum von Nairobi halbleer. Auf der Bühne an der Schmalseite des Raumes bastelt ein Schwarzer mit verkrusteten, weit abstehenden Haaren im Reggaelook und einem rotgelb schillerndem Seidensakko an der Verstärkeranlage. Seine Frisur wirft den verzerrten Schatten eines Stachelschweins an die Rückwand des Restaurants. Henry hebt sein Sherryglas und blickt in den nabeltiefen Ausschnitt des Somaligirls, das ihm gegenüber sitzt.
"Maisha maref, zum Wohl, Waris", murmelt Henry mit belegter Stimme. Er ist einen Tick zu elegant gekleidet. Nachtblauer Anzug. Dezent gestreifte Clubkrawatte, sehr britisch. Allein seine Maßschuhe aus Italien kosten ein Vielfaches von dem, was eine gewöhnliche ostafrikanische Familie zwischen zwei Regenzeiten ausgeben kann. Er hat klare Vorstellungen, wie der Abend verlaufen soll. Nach dem Dinner würde das Licht im Restaurant fast verlöschen und eine Band aus Uganda spielen. Spätestens um Mitternacht wollte Henry mit Waris im New Stanley Hotel sein. Kein schlechtes Programm für einen jungen Polizisten auf Dienstreise. "Maisha maref, Henry", Waris gurrt. Henry spürt ihren Schenkeldruck unter dem Tisch.
Der erste Schuss trifft den Musiker auf der Bühne. Ein anhaltender Pfeifton von der Rückkoppelung der Lautsprecher mit dem Mikrofon schmerzt in den Ohren. In das Kreischen und Schreien der Gäste hämmert eine MP-Garbe. Henry lässt sich unter den Tisch fallen. Trotz der Klimaanlage rinnt ihm Schweiß in die Augen. Waris sitzt erstarrt aufrecht auf ihrem Stuhl. Henry kriecht vorwärts und zerrt an ihrem Knöchel. Schreie ersterben. Ein Mann wimmert. Schritte trampeln zwischen den Tischreihen. Waris sinkt langsam vom Stuhl und rutscht quer über Henry. Blut quillt durch ihr Kleid und verfärbt sein Jackett. Henry presst das Gesicht auf den Boden. Vor der entblößten Brustwarze, die Waris aus dem Dekollete gesprungen ist, breitet sich langsam eine rote Lache aus. Eine geübte Hand greift nach Henrys Geldbörse. Ein letzter Schuß trifft die Verstärkeranlage. Der Heulton erstirbt. Schritte, unaufgeregt, entfernen sich. Henry würgt und kotzt.
Acht Stunden später. Jomo Kenyatta Airport. Henry Ncharo aus dem Rift Valley, Polizeioffizier, Staatsbürger der Republik Kenya, wechselt den Pass. Mit dem deutschen Reisedokument Nummer 810203666, ausgestellt auf den Namen Henryk Kazimierski, passiert er ohne Probleme die Abfertigung zum Lufthansaflug nach Frankfurt. Die Bügelfalten seines Safarianzugs sind makellos. Der Samsonitekoffer wird beim Einchecken nicht geöffnet.
***
Das sollte eigentlich der Anfang einer längeren Geschichte werden. Der geniale, nebenbei schriftstellernde Verlagslektor fand den Text leider Scheiße. Selber geschrieben hat er aber seitdem auch nix mehr. Jedenfalls scheint möglich, daß ich Verwandte in Ostafrika habe. Nicht nur in Polen und Bayern.
-btk-
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Ujeremani heißt Deutschland
Peter Ncharo ist in Ujeremani, in Deutschland. Aisha hat er in Frankfurt nicht gefunden. Er wollte bei Aisha eine Weile wohnen. Aber die WaRusski wollten ihm nicht sagen, wo sie ist. Sie haben Aisha versteckt. WaRusski haben soviel Geld, daß die meisten von ihnen auch WaBenzi sind, Leute, die große und teure Autos mit einem silbernen Stern fahren. Wie Minister und Police Commissioners in Nairobi. Zwei sehr starke WaRusski haben Peter zurück zum Flughafen gebracht. Er hat verstanden. Hatari. Gefahr.
Jetzt lebt Peter im Süden. Er wohnt in einer alten Kaserne. Er hat neue Papiere und einen neuen Namen. Wie alle Afrikaner in seinem Quartier ist er an einem 1. Januar geboren. So bestätigt es eine Behörde, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Mit diesem Januar-BAMF-Dokument bekommt er jeden Monat Pesa, etwas Geld. Und kann in Deutschland bleiben.
Peter spürt, der Stamm im Süden von Ujeremani unterscheidet sich von den anderen deutschen Stämmen. Viele Menschen wohnen in Tälern oder auf Bergen oder in den Ebenen davor. Sie kennen merkwürdige Geschichten aus alter Zeit. Sie trinken häufig Bier, das schmeckt wie Tusker Lager in Kenya. Es heißt Augustiner. Sie trinken auch viele andere Biere.
Sie haben, obwohl sie mutig sind, rätselhafte Ängste. Sorgen sich, wenn die Sonne scheint und es endlich wärmer wird. Sie nennen das Wetter Klima. Und bezahlen dafür hohe Strafgelder. Eine andere große Sorge ist der Wert ihrer Shillingi, die Euro genannt werden und sehr viel wert sind. Noch. Durch ein Tahu von anderen europäischen Stämmen, die viel weiter im Süden wohnen, am Mittelmeer, werden die unendlich vielen Shillingi später so nutzlos wie ein altes Pfefferkorn. Du bekommst nichts mehr dafür.
Die Quelle dieser und vieler anderer Sorgen sprudelt in einer fernen Stadt mit vielen Namen. Brüssel, Brussels, Bruxelles, Bruxelas, Bryssel, A Bhruiseal. Ihr alter keltischer Name stammt vom Wort Bruoc und heißt Sumpf. In diesen Sumpf entsenden alle Stämme, die Peter bisher in Europa kennengelernt hat, mächtige Continental High Commissioners. Die regieren dort nicht wirklich. Aber, sie verteilen viele Billionen Shillingi an alle Stämme. Deshalb regieren sie schließlich doch. Irgendwie. Sie versuchen "Nation Building". "Harambee", das ist, wenn alle an einem Strick ziehen, haben sie nicht gelernt. Doch ohne "Harambee" kann "Nation Building" niemals funktionieren. Das wußte schon Jomo Kenyatta, der Präsident, der Kenya in die Unabhängigkeit führte. Die europäischen Commissioners wollen nur, aber sie können nicht. Es ist kompliziert.
Die Politik in seiner Heimat Jamhuri ya Kenya, der Republik Kenya mit ihren 27 Stämmen und Sprachen, erscheint Peter plötzlich als ziemlich einfach.
-btk-
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Jamhuri ya Kenya Deutschland
Bia Yangu
Mein Bier
Nchi Yangu
Mein Land
Zwei durstige Farmer
Das beste Bier Afrikas gibt es in Kenya. Davon sind die einheimischen Zecher überzeugt. Braugerste wächst in hervoragender Qualität in der Region um den Mount Kenya, ebenso Hopfen. Kristallklares Quellwasser gibt's in dieser Gegend auch. Eine Firma aus Nairobi, Central Glass, stellt die nötigen Flaschen her. Und: das kenianische Getränk wird, einige unrühmliche Ausrutscher in früheren Jahrzehnten seien verziehen, nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut. Dafür hat ein verdienstvoller Mann aus Weihenstephan gesorgt, der Bierpapst Professor Hörhammer. Seine Familie stammt aus dem Amperland zwischen Dachau und Freising, wo die Hörhammers seit vielen Generationen Wirtschaften, Brauereien und Landwirtschaft betrieben oder noch betreiben. Weil das gute Bier in Ostafrika jedoch ohne Kühlung, auf Lastwagen, oft über hunderte von Meilen über Land transportiert wird, bei sengender Hitze meist, hat Hörhammer nützliche Partikel entwickelt, sogenannte "stabilizers", geschmacksneutrale Stabilisatoren, die zuverlässig verhindern, daß das Bier unterwegs sauer wird oder sonstwie geschmacklich umkippt, auch nicht beim wieder Abkühlen vor dem Ausschank.
Die Geschichte des Kenya-Bieres reicht zurück in die Kolonialzeit nach dem Ersten Weltkrieg. 1922 gründeten zwei stets durstige Brüder, George und Charles Hurst, die Kenya Breweries. Nachdem George, der im Kriege als Captain für das britische Empire gekämft hatte, 1923 bei der Jagd von einem Elephantenbullen getötet wurde, war auch der endgültige Name für das Getränk gefunden. "Tusker", das ist ein Elephant mit mächtigen Stoßzähnen, hieß fortan die Biermarke. Ein Elephant ziert seitdem das Etikett jeder Flasche, auf schwarz-gelben Grund. Diese Farben sollen vertrocknete Savanne symbolisieren, die von Elephantenherden auf der Suche nach Wasserlöchern und Weideplätzen durchwandert wird.
"Maisha marefu!" heißt sowas wie "Prost" oder "Zum Wohle" auf Swahili. Es ist die Pluralform, in Kenya trinkt man ungern allein. Aber fast stets warm, moto. Baridi,oder gar baridi sana, sehr kalt, trinken nur Weiße oder sehr gebildete Afrikaner. Die glauben nämlich nicht, daß kaltes Bier zu zahlreichen Krankheiten führt, sondern eher, daß es nicht so lack schmeckt wie warmes.
Leider gibt es in Kenya noch viele sehr arme Menschen, die sich kein Bier nach Reinheitsgebot leisten können. Die trinken dann Bananenbier, oder Bier aus anderen vergorenen Früchten, die im Überfluß vorhanden und deshalb billig sind. Nicht wenige dieser Getränke, die Chang`aa oder Kill me quick heißen, sind eher Schnäpse als Biere. Es kommt immer wieder vor, daß Methanol zugemischt wird, oder Kerosin, das ist am Airport geklautes Flugzeugbenzin. Von den kriminellen Schwarzbrennern wird selten einer erwischt, übrig bleiben von solchen Trinkgelagen nur die Leichen der armen Zecher.
Professor Hörhammers Leben endete übrigens auch vorzeitig. Nach seiner Rückkehr aus Afrika setzte er sich weiter mit Entschiedenheit für die Erhaltung des Reinheitsgebotes ein. Sollte doch im Vereinten Europa das Reinheitsgebot zur Disposition gestellt werden, auch in Bayern! Der politische Streit um Gebote und Märkte wurde mit großer Erbitterung auf allen Seiten geführt. Seine Gegner in Brüssel diffamierten Hörhammer, dem sachlich nicht beizukommen war, als frühen Verräter am Reinheitsgebot. Wegen der so segensreichen Stabilisatoren im kenianischen Tusker-Bier. Der gekränkte Professor versank in tiefe Depressionen und suchte den Freitod...Von Chang`aa hat er während seiner Arbeit in Kenya nie gekostet, alle Kill me quick-Variationen voller Abscheu gemieden.
-btk-
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Lobster -Das ultimative Rezept
In zahllosen Rezeptbüchern und im Internet gibt es ebenso zahllose Rezepte zur Hummer-Zubereitung. Egal, welchen Vorschlägen man folgt, das Wichtigste ist immer die Frische des Tieres. Das folgende Rezept habe ich erstmals in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts erprobt. Es ist mir unvergeßlich geblieben. Es ist so einfach, daß man es schon wieder als genial bezeichnen muß. Und an Frische unübertroffen. Also, man braucht ein halbwegs seetüchtiges Boot mit einer halbwegs vertrauenswürdigen Mannschaft. Boot und Steuermann sehen Sie auf dem Foto weiter unten. In meinem Falle war es eine Dhau, das ist ein uralter Bootstyp mit Lateinersegel, der am Indischen Ozean zwischen der ostafrikanischen Küste und der arabischen Halbinsel noch heute verbreitet ist.
Mit einer solchen Dhau war ich unterwegs im Lamu-Archipel, einer Inselgruppe im Nordosten Kenyas. Von der Insel Manda, wo ich vortags mit einer einmotorigen Maschine am holperigen Airstrip gelandet war, nach Pathe-Island. Dort gibt es die Ruinen einer mittelalterlichen Stadt der Swahili-Kultur, dort wollte ich hin. Am frühen Abend des dritten Tages hatten wir einen einsamen Strand von Pathe erreicht. Wasser in Flaschen und Kanistern war genug an Bord, auch Whisky zum Zähneputzen und Desinfizieren kleinerer Wunden. Ebenso Flaschenbier, sicher 40 Grad warm, wie die Luft untertags auch. Jetzt galt unser Bemühen einem Nachtmahl, dessen Zutaten erst beschafft werden mußten. Ein Mannschaftsmitglied begann, Treibholz zu sammeln und trockene Äste von Uferbäumen zu brechen. Er sollte vor einer verlassenen Hütte, gedeckt mit geflochtenen Palmwedeln und ausgestattet mit einigen Plastikmöbeln, eine Feuer- und Kochstelle vorbereiten. Der Besitzer der Hütte war per Boot in Geschäften unterwegs. Ein Verwandter meines Steuermanns. Die zwei anderen Crewmitglieder und ich stachen nochmals in See. Nicht allzuweit vom Ufer entfernt konnte man ein Riff ausmachen, leicht zu lokalisieren wegen der Vögelschwärme, die dort kreisten oder auf kleinen Erhöhungen herum hockten. Hauptsächlich Möven auf Nahrungssuche. Der Captain persönlich machte den ersten Tauchgang. Seine Ausrüstung: ein leerer, großer Senfeimer mit Drahthenkel zum Tragen.
Nach weniger als einer Stunde und einem Positionswechsel mit erneutem Ankerwerfen hatten wir drei ausgewachsene Lobster und zwei fast ebenso große Langusten an Bord.
Zurück am Liegeplatz brannte schon das Feuer. Auf der Glut lagen Maiskolben über einem rostigen Drahtgitter aus Bordbeständen. Ein Kessel, der ebenso zur Bordausrüstung gehörte, wurde über einigen großen Steinen aufgestellt und mit Wasser gefüllt. Nicht mit irgendeinem Wasser. Nachdem Lobster und Langusten schon sicher unten im Stauraum am Bug unserer Dhau in einer Brackwasserlache lagen, mußte der Steuermann nochmals tauchen. Ein Kübel Meerwasser, aus der Tiefe des Ozeans, dort, wo die Hummer ihr bisheriges Leben verbracht hatten, war seine Ausbeute. Wasser, in dem sie so prächtig gediehen und herangewachsen waren. Geröstete Maiskolben, einige sehr dünne Chapatis Fladen nur aus Mehl und Wasser, Pfeffer, wenige Tropfen Öl, Papaya, die gleichfalls in Strandnähe wuchsen. Das war`s.
Das ultimative Rezept. Nicht zu schlagen, von keiner noch so raffinierten Sterneküche der Welt. Mittlerweile war die Sonne im Ozean versunken. Das Bier war nicht mehr ganz so warm. Alle kauten zum Nachtisch einige Stengel Marungi. Die Dhau war auf den Strand gezogen. Die Nacht konnte beginnen.
-btk-
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